Verteidigerin des Feminismus: Silvia Federici, Foto: © Marta Jara CC-BY-SA

Schuftende Körper

Silvia Federici zeigt auf, wie der Kapitalis­mus weibliche Körper zurichtet

Gender-Theorie ist ein fester Bestandteil der deutschen Diskurslandschaft geworden. Selbst die konservative FAZ gratulierte jüngst der Feministin Judith Butler zum 30. Jubiläum ihres Buchs »Gender Trouble«. Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz. Denn dieses Jahr fragt auch eine Theoretikerin, wer denn überhaupt den Eierkuchen backt. Ihr Name: Silvia Federici.

Die 1941 in Parma geborene Feministin stellt in ihrem neuen Werk »Jenseits unserer Haut« schon im Vorwort klar, warum sie gerne die Spielverderberin auf der Gender-Party spielt: Sie stellt sich vehement gegen Butlers Theorie, dass Geschlechte eine Performance ist, und sieht darin gar eine Gefährdung für den feministischen Kampf. Ohne die Kategorie »Frau« könne es auch keinen Feminismus geben, so Federicis These.

In »Jenseits unserer Haut« führt sie fort, was sie in ihren Vorgängerwerken, unter denen »Caliban und die Hexe« (dt. 2012) das bekannteste ist, begonnen hat: eine Verteidigung des Feminismus gegen Versuche, den »Kampf« zu zersetzen. Federici weiß, wovon sie spricht. 1972 war sie Mitbegründerin des International Feminist Collective; sie engagierte sich in der Iniative »Lohn für Hausarbeit«. Auch für die Legalisierung der Abtreibung setzte sie sich ein. Heute resümiert sie: Alles schön und gut und wichtig, doch eine signifikante Verbesserung für Frauen weltweit hätte dies nicht gebracht. Auf knapp 130 Seiten legt sie dar, wie der Kapitalismus 400 Jahre lang den Frauenkörper zugerichtet hat, und in welchen Formen dies geschehen sei. Daraus entwickelt sie eher durch Abgrenzung denn durch Ausformulierung eine Strategie für das 21. Jahrhundert, die die biopolitische Steuerung von Reproduktion (»Wer entscheidet wer wieviele Kinder haben muss/darf?«) oder Sexarbeit in den Fokus nimmt und gedankliche Fallstricke aufzeigt. Federici zeigt sich von ihrer kämpferischen Seite und hat kein Problem, sich mit den Säulenheiligen der linken, poststrukturalistischen Theorie anzulegen. Sie stellt sich nicht bloß gegen Butler, sondern auch gegen Michel Foucault und Donna Haraways »Manifest für Cyborgs«. »Jenseits unserer Haut« ist ein starker Debattenbeitrag, der bei genauerer Betrachtung immer besser wird.

Silvia Federici: »Jenseits unserer Haut. Körper als umkämpfter Ort im Kapitalismus«, Unrast, 144 Seiten, 14 Euro