Eine kulturelle Verlustliste für das berüchtigte Viertel im Rechtsrheinischen könnte so beginnen: Es war aeinige der interessantesten Produktionen des Schauspiel Köln. Die Baustelle, eine charmante Mischung aus Wohnzimmer, Probebühne und Off Space. Ein eigensinniger Projektraum namens »PANTEL — Tastatut«. Der Ausstellungsraum »kampstogether« auf dem Künstlergelände Hagenwerke. Und Ende des Jahres ist nun auch STRIZZI, früher »Ausstellungsraum Büro für Brauchbarkeit«, Vergangenheit.

Seit 2013 bot dort das Kurator*in­nenkollektiv in einem zentral gelegenen Ladenlokal ein ambitioniertes Ausstellungsprogramm, dazu Diskussionsrunden, Lesungen, Musikveranstaltungen sowie Sommer-Residencies für auswärtige Künstler*innen. Viele tolle ortsbezogene Arbeiten gab es hier (unvergessen das Schwimmbad von Julius Brauckmann, Olga Jakobs feine Installation »Between Black and White«), und zum Abschluss serviert Strizzi nochmal einen Höhepunkt.

Die chilenischen Künstler*in­nen Paula Baeza Pailamilla (*1988) und Sebastián Calfuqueo Aliste (*1991) haben vor Ort die Ausstellung »to re-collect« erarbeitet. Sie beziehen sich auf ihre Zugehörigkeit zum indigenen Volk der Mapuche, deren Territorium erst von den spanischen Eroberern, später von deutschen Siedlern besetzt wurde und aktuell von internationalen Konzernen ausgebeutet wird. Bis heute verwalten die Mapuche ihr (verbleibendes) Land in Gemeinbesitz, sie verstehen sich als Teil der Natur, nicht als deren Eigentümer.

Die Ausstellung ist Teil des von Strizzi organisierten kleinen Festivals »Die Welt für Kalk«, das bis Jahresende Orte im ganzen Viertel bespielt und nach alternativen Konzepten von Gemeinschaft und Ökonomie fragt. Das passt nicht nur bestens in die Zeit, sondern auch ins Veedel. Ja, es gibt ein tolles Programmkino in Kalk, vor allem aber Billigramschläden, Handy-Shops und Männer-Bars. Den Planer*in­nen des neuen Quartiers »Hallen Kalk« rufen wir zu: Schafft Orte für Kultur! Sonst hilft auch der ganze Wohnungsbau nix.