»Die Menge des Moments«, 2016 / 2020, Sandstein, Maße variabel courtesy: the artist; König Galerie, Berlin / London / Tokyo; Foto: Sebastian Drüen

Konsequent inkonsequent

Alicja Kwade mit einer famosen Schau in der Langen Foundation

Verführerisch ist ihre Kunst zweifellos. Wer Alicja Kwades skulpturales und installatives Werk in der strenge Architektur Tadao Andōs der Langen Foundation erlebt, fühlt wird sich in seiner Wahrnehmung verunsichert fühlen. Gleich im Eingangsbereich im Wasserbecken der Außenanlage geschieht es mit der Skulptur »MatterMotion« (2020), bei der ein großer Naturstein auf einer verhältnismäßig dünnen Eisenstange zu balancieren, ein anderer auf minimalem Berührungspunkt geradezu waghalsig daran zu hängen scheint.

Beim Rundgang durch das minimalistische Gebäude wird deutlich, dass Kwade immer wieder die asketische Architektur des Japaners konterkariert, das in seinem konsequenten Purismus selbst schon eine Skulptur ist. So bieten die aus gefundenen Materialien und Gestaltetem komponierten Skulpturen gerne ironische Ausflüge ins Figurative, reizen die Betrachterin ein wenig, auch in ihren geheimen Ängsten.

Über dem Installationsensemble »Die bewegte Leere des Moments« (2015 / 2016) aus Spiegeln, Wänden, Säulen-und Treppenfragmenten kreist ein augenscheinlich gewichtiger Naturstein und eine Bundesbahnuhr ähnlichen Formats, nur durch eine bedrohlich dünn wirkende Kette miteinander verbunden. Pointenhaft ist die einsam an der feinen Sichtbetonwand des Hauses lehnende und vom Gebrauch gezeichnete, verbogene Holzpalette — vor allem wegen ihres Titels, »Used and Tired« (2012). Oder auch der auf einer Seite naturbelassene Baumstamm, in dessen Holz auf der Gegenseite eine Pfeife hineingeschnitzt ist. Betitelt mit »cecin’estpasunepipececin’estpasunepipececin’estpasunepipe« (2019) — natürlich ein Verweis auf René Magrittes »Verrat der Bilder«.

Mit »Kausalkonseqenz« überschreibt die polnische Künstlerin ihre Arbeiten im Ausstellungsareal der Stifterin Marianne Langen und ihres Mannes Viktor, der Teil des »Kulturraumes Hombroich« ist. Im Gegensatz zum konsequenten Minimalismus der Andō’schen Architektur entfernt sich Kwades Formensprache manchmal von ihren eigenen künstlerischen Ansprüchen, wird schon fast dekorativ, wie etwa in der Bodeninstallation »TransForm« (2019) mit großen Kugeln aus diversen Naturmaterialien, aus denen Äste herauszuwachsen scheinen. Oder auch die den Bernstein-Einschlüssen ähnlichen, in wasserklar-funkelndem Acryl eingegossenen Natursteine von »Silent Matter« (2019).

Langen Foundation, Raketenstation Hombroich 1, Neuss, Di–So 10–18 Uhr, bis 18.4.2021,
Info: langenfoundation.de