»Message in a Schuhkarton«: Samaritain’s Purse und ihre Mission, Foto: David Vogt

Mission: »Schuhkarton«

»Weihnachten im Schuhkarton« ist eine karitative Erfolgsstory. Doch wer dahinter steckt, wissen die wenigsten

»Heute zeige ich euch, wie ihr ein Influencer werden könnt«, erklärt ein Mädchen, blonde Haare und Mickey Maus-Pullover, im neuen Werbespot von »Weihnachten im Schuhkarton«. »Und zwar, indem ihr das Leben eines Kindes nachhaltig beeinflusst.« Wie das geht? Ganz einfach! Seit 25 Jahren sammelt die Hilfskation in Deutschland Pakete, in die Schulklassen, Vereine und Privatpersonen Geschenke, etwa Süßigkeiten und Spielsachen, verpackt haben. 378.850 sind auf diese Weise allein im vergangenen Jahr zusammen gekommen. Verteilt werden sie vor allem an Kinder in osteuropäischen Ländern.

Doch von Seiten der Kirchenverbände regt sich seit Jahren Kritik an der Aktion. Die katholischen Bistümer in Trier und Stuttgart sprechen in diesem Jahr sogar erstmals offizielle Warnungen aus und apellieren an ihre Gemeinden, sich nicht daran zu beteiligen. Der Grund: Organisiert werde die Aktion von einer evangelikalen Organisation mit Hauptsitz in den USA.  Sie wittern eine perfide Strategie der Missionierung.

Bis 2002 wurde die Hilfsaktion von der »Billy Graham Evangelistic Association« getragen, einer evangelikal-missionarischen Organisation aus den USA, die 1950 von dem Erweckungspastor Billy Graham gegründet wurde. Er gilt dort als einer der einflussreichsten christlichen Prediger des 20. Jahrhunderts, sein Spitzname: »Das Maschinengewehr Gottes«. Dieser rührt auch von antisemitischen Äußerungen, die im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre öffentlich wurden: Die Juden hätten die USA im »Würgegriff«, sagte Graham 1972 gegenüber dem damals amtierenden Präsidenten Richard Nixon — und dass er sich »unter angemessenen Umständen« dagegen wehren würde.

Nun liegt die Verantwortung für »Weihnachten im Schuhkarton« bei »Samaritain’s Purse« — deren Präsident Grahams Sohn ist. Auch er, Franklin Graham, war in den vergangenen Jahren häufig mit islamfeindlichen und homophoben Äußerungen in die Kritik geraten, etwa als er dazu aufrief, Unternehmen zu boykottieren, die seiner Ansicht nach einen »homosexuellen Lebensstil fördern«. Im kommenden Frühjahr soll er bei dem evangelikalen »Festival of Hope« in der Kölner Lanxess Arena als Redner auftreten. LGBTIQ-Verbände fordern eine Absage der Veranstaltung und warnen: Franklin Graham sei ein Hassprediger.