Während der Müll am Ufer eingesammelt werden kann, spült der Rhein jährlich eine Million Kilogramm Müll in die Nordsee

Alles im Fluss

k.r.a.k.e. möchte eine Müllfalle im Rhein aufstellen

Wie viel Müll im Rhein durch Köln schippert, weiß niemand besser als der Verein »k.r.a.k.e.«. Die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit durchkämmt regelmäßig die Rheinufer, vor allem nach Hochwasser häuft sich dort reichlich Unrat an. Künftig möchten Kölns bekannteste Müllsammler nicht nur entlang des Rheins sammeln, sondern auch im Rhein. k.r.a.k.e. möchte eine sogenannte Müllfalle errichten.

»Die Müllfalle wird aussehen wie die kleinen Bootsanleger, die es schon vielfach im Rhein gibt. Ein Ponton — 10 Meter lang, fünf Meter breit«, sagt Christian Stock, Gründer und Vorsitzender von k.r.a.k.e. Die Idee hinter der Konstruktion ist simpel: Die Müllfalle läuft in Fließrichtung trichterförmig zu. An ihrem Ende befinden sich zwei Fangkörbe. Der erste Korb ist weitmaschiger, der zweite engmaschiger. Der Rhein treibt sich seinen Müll selbst in die Falle. Jedes Jahr spült der Rhein rund eine Million Kilogramm Müll in Nordsee und Atlantik. Müllfallen könnten einen Teil frühzeitig abfangen. »Das ist ein Pilotprojekt, das es in Deutschland in dieser Art noch nicht gibt«, sagt Stock. »Wenn das in Köln gut läuft, orientieren sich andere Kommunen daran.«

Stock spricht zwar von einem »herausfordernden Projekt«, doch k.r.a.k.e. ist der Umsetzung bereits näher gekommen. Ein Ingenieur aus Bornheim hat einen Bauplan für den Prototypen angefertigt, und auf dem Weg zu einer Baugenehmigung hat k.r.a.k.e. die erste Hürde genommen: Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln hat einem Standort links­rheinisch auf Höhe der Zoobrücke zugestimmt. Anfänglich war die Behörde, zuständig für die Bundeswasserstraße Rhein, besorgt, die Müllfalle könne die Schifffahrt beeinträchtigen. Nun müssen noch die Untere Naturschutzbehörde und die Bezirksregierung Köln dem Bau zustimmen. Die Stadt hat Bedenken geäußert, dass Fische durch die Fangkörbe zu Schaden kommen könnten. k.r.a.k.e. ließ daraufhin die Baupläne anpassen. »Dass sich Fische oder Wasservögel verfangen, wollen wir vermeiden. Wir wollen nichts gegen Flora oder Fauna tun. Wir machen das Ganze ja, um die Umwelt zu schützen«, erklärt Stock. Spätestens mit dem neuen Bauplan sei das Problem gelöst.

Wenn die Baugenehmigung vorliegt, geht es an die Finanzierung. Der Verein rechnet insgesamt mit Kosten von 40.000 Euro, die man über Sponsoring und Spenden finanzieren möchte. Für Baupläne und Genehmigungsverfahren ist k.r.a.k.e. in Vorleistung gegangen, hat aber bereits erste Zusagen von Geldgebern erhalten. Denn dem Verein geht es auch darum, die Müllfalle im Stadtbild sichtbar zu machen, um für Umweltverschmutzung durch Einwegver­packungen und Plastikmüll zu sensi­bilisieren. »An Land soll eine Schautafel erklären, was die Müllfalle ist und mit welchen Problemen und Folgen wir es da eigentlich zu tun haben«, sagt Stock.

Wie viel Müll den Sammlern in die Falle gehen wird, kann er nicht einschätzen. »So viel Müll, wie im Rhein schwimmt, wird da sicherlich einiges hängen bleiben. Wir sind gespannt.« Zwar gibt es ein vergleichbares Projekt in London, doch die Sammelinsel der Organisation Thames21 in der Themse habe andere Voraussetzungen, erklärt Stock: London liegt näher am Meer, die Themse habe dementsprechend Tiden, in denen der Wasserstand steigt und sinkt, zudem habe die Themse keine so starke Strömung wie der Rhein. k.r.a.k.e. plant für Köln zunächst mit einem halbjährigen Testlauf. »Im Optimalfall sammeln wir eine Tonne Müll in der Woche — das wäre doch eine schöne Zahl«, sagt Stock.