Schlechter Zeitpunkt: In Kalk-Humboldt gibt es bald weniger Angebote für Kinder, Foto: © Pixabay

Vor verschlossenen Türen

Die Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt stellt Kinder- und Jugendarbeit ein

 

Am 3. Januar 2021 ging im Posteingang einer Mutter, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, eine Mail ein. Betreff: »Zukunft Mini­mumm«. Der Zirkus »miniMUMM«, an dem ihr Kind teilnimmt, werde bis Ende des Jahres eingestellt. Die Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt, die als Träger fungiert, stelle seine Kinder- und Jugendarbeit komplett ein. Auch die Hausaufgabenbetreuung sowie Angebote im Rahmen der »Offenen Tür« im Jugendzentrum an der Lilienthalstraße fänden nicht mehr statt. Als Grund nennt Gemeindepfarrerin Selma Thiesbonenkamp in einem der Mail angehängten Schreiben, das der Stadtrevue vorliegt, die »finanzielle und personelle Situation«.

Seit 2018 ist sie Pfarrerin in der Gemeinde Kalk-Humboldt. Äußern will sie sich am Telefon zu der Schließung nicht: Sie legt mit dem Verweis, dass sie eine Auskunft mit ihren Vorgesetzten klären müsse und das »sehr lange« dauern könne, einfach auf. Yvonne Oerder, Leiterin des Jugendzentrums, sagt, sie dürfe sich dazu nicht äußern — und auch im aktuellen Gemeindebrief, der für Januar bis April 2021 veröffentlicht wurde, ist von dem Eindampfen der Kinder- und Jugendarbeit keine Rede. Ausgerechnet in einer Zeit, in der Familien mit der Schließung von Kindergärten und Schulen weitgehend auf sich alleine gestellt sind, beendet die Gemeinde ihre Arbeit in diesem Bereich. Und scheint dabei auf Öffentlichkeit verzichten zu wollen.

Man wolle künftig stärker auf das Ehrenamt setzen, schreibt Sammy Wintersohl, Pressesprecher des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, auf Anfrage. Diese Anpassung sei nötig gewesen, da zuletzt die Zahl der Mitglieder und damit auch die Einnahmen durch die Kirchensteuer gesunken sei. Doch die Kinder- und Jugen­d­arbeit der Gemeinde wird zum Teil auch von der Stadt Köln mitfinanziert. Wie steht die also zu der Einstellung? In einer kurzen Mail verweist Pressesprecherin Nicole Trum an die Kirche zurück.

Von Seiten der Gemeinde wurde den Eltern nun angeraten, über eine Vereinsgründung zur Sicherung des Zirkus »miniMUMM« über das Jahr 2021 hinaus nachzudenken. Bei einem digitalen Elternabend am 12. Januar wurde darüber erstmals diskutiert. Es sei die einzige Lösung, um den Zirkus am Leben zu erhalten, schrieb Pfarrerin Selma Thiesbonenkamp damals in ihrere Einladung.