Hanne Darboven, 1987 Hanne Darboven Stiftung, Hamburg; © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Hermann Dornhege

Maximal Art

In der Küppersmühle wird das kleinteilig-strenge Werk von Hanne Darboven durchleuchtet

»Es war an der Zeit«, meint Walter Smerling, der Direktor des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) über den Soloauftitt von Hanne Darboven in seinem Haus, den er kuratiert hat.

In der Tat präsentierte das Duisburger Museum in den zwanzig Jahren seines Bestehens über hundert Ausstellungen, fast alle aus den Beständen der Sammlung Sylivia und Ulrich Ströher. Diese bildet den Kern des Ausstellungshauses am Duisburger Binnenhafen, das die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron in dem ehemaligen Mühlen- und Speichergebäude eingerichtet haben — dazu noch durch einen im Mai 2021 zu eröffnenden Anbau erweitert.

»Mein Geheimnis ist, dass ich kein Geheimnis habe« so lautet lapidar das Motto der 2009 in Hamburg gestorbenen Künstlerin und ist zugleich der Filmtitel des von Walter Smerling 1991 gedrehten Darboven-Porträts. Damit mag der  Besucher seinen virtuellen Ausstellungsrundgang auf der Website des MKM beginnen, hoffentlich bald auch in den Museumsräumen selbst.

Die Filmszenen zeigen das umfassende Archiv der Künstlerin mit Alltagsobjekten und Erinnerungsstücken oder sie veranschaulichen etwa die unglaubliche Disziplin, mit der Darboven in ihren tagebuchartigen Notizen seismografisch die eigene Existenz und Zeit reflektierte. In der Ausstellung — ebenfalls jetzt schon in diversen Videoclips auf der Museumsseite zu sehen — sieht sich der Besucher vor dicht beschrifteten und mit mathematischen Formeln sowie gestischen Strukturen gefüllte Blättern, in die Fotografien eincollagierten wurden, meist von Objekten aus jenem bemerkenswerten Archiv der Künstlerin. An den Wänden der Museumsräumen sind sie in streng symmetrischen Arrangements angeordnet. Zwischendurch taucht aber dann das geradezu witzige Wand-Zitat Hanne Darbovens auf: »Wohnzimmerbilder von mir gibt es nicht.«

Unter dem literarisch anmutenden Untertitel»Der Regenmacher« führt die Duisburger Ausstellung, benannt nach einer von vier gezeigten Werkgruppen, einiges aus Darbovens Biografie vor, so etwa über ihre Herkunft aus dem unternehmerischen Haushalt der renommierten norddeutschen Kaffee-Dynastie Darboven, über die fast nostalgische Einstellung der Künstlerin zu ihrer Heimatstadt — und auch über ihr künstlerisches Selbstbewusstsein, wie mit dem Zitat an einer anderen Wand: »Nach der Concept Art wurde ich in die Minimal Art eingeordnet. Meine Antwort war auch schon in den 70er-Jahren: Ich mache Maximal Art«

»Hanna Darboven — Der Regenmacher«, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, bis 21. März