Auch 2021 fraglich: Volles Festivalgelände , Foto: Frank Meissner, © summerjam.de

Vorfreude und Verzweiflung

Was ist von den Festivals dieses Jahr zu erwarten?

Gehen wir kurz durch: Das Kölner Fest für Alte Musik (in Zukunft: Early Music), das Festival »Acht Brücken«, der Summerjam, die Monheim Triennale, die Night of Suprise und das Week-End Fest, das »Katzensprung«, nicht zu vergessen das Ring-Festival während der Gamescom und die notorischen Pollerwiesen — die Liste der großen und kleineren Musik-Festivals in und um Köln, von populär bis avant­gardistisch, die letztes Jahr ausgefallen sind, ist eine stolze Aufzählung. Hinzukommen die virtualisierten Festivals (Moers) und jene, die das Glück hatten, im milden Spät­sommer und Herbst als Hybrid-Aus­gabe an den Start gehen zu können (c/o pop).

Noch zu Jahresbeginn war an dieser Stelle ein »Vorfreude-Artikel« geplant: Das alles hätte 2020 stattfinden sollen, aber immerhin — es wird nachgeholt, sichert euch schon mal die Tickets! Aber die Stimmung unter Veranstaltern und Musikern ist wieder sehr verhalten. Immerhin hat die Monheim Triennale ihren Vorverkauf neu gestartet. Indoor-Veranstaltungen und Massenevents sind aber ausgeschlossen, der Neustart in 2021 ist fraglich. Von einigen großen Open Airs hört man waghalsige Pläne: etwa davon, einen Ring von Coronatest-Stationen um das Festival-Gelände zu ziehen, durch die dann die Massen geschleust werden. Klingt sehr impraktikabel.

»Gewinner« wäre mit der ab Mai beginnenden Open-Air-Saison Festivals, die draußen stattfinden, ein zahlenmäßig überschaubares Publikum anziehen, das sich dann noch über kleinere Veranstaltungen, vielleicht mit 100 Zuschauern, während des Festivals verteilt. Von diesen Veranstaltungen werden eine ganze Reihe stattfinden, künstlerisch-musikalisch darf man sogar besonders viel von ihnen erwarten. Denn bei den kleineren Festivals handelt es sich um solche, die ein exakt definiertes, liebevoll kuratiertes, gern ein wenig kompliziert zu deutendes Programm präsentieren.

Trotz dieses musikalischen Aufbruchs stellt sich ein fader Beigeschmack ein. Es sind exakt die Veranstaltungen, die sich — nolens volens — in ein modernes City-Marketing fügen: keine Lärmbelästigung, keine Massen, die viel Dreck hinterlassen und die Innenstadt in Beschlag nehmen, kein jugendlicher Überschwang. Die Befürchtung, dass die Corona-Krise eine insgesamt konformistischere, fügsamere, eingeschüchterte Bevölkerung hinterlässt, könnte sich bis in die Verästelungen kultureller Veranstaltungen bewahrheiten. Die Verzweiflung besteht darin, dass wir uns natürlich trotzdem auf jeden Fingerzeig der Öffnung im Sommer freuen.