Remmidemmi im Rosengarten: Fort X im Grüngürtel

Fort damit

Die marode Festungsanlage im Agnesviertel soll an die Nippeser Bürgerwehr gehen

Der Rosengarten liegt auf dem Plateau der preußischen Festungsanlage im Agnesviertel. Außer einem griesgrämigen Gärtner begegnet man hier kaum jemanden, abgesehen vom Hintergrundrauschen der Inneren Kanalstraße herrscht Ruhe. Damit könnte es aber bald vorbei sein. Wie aus einer nicht-öffentlichen Vorlage der Stadt Köln hervorgeht, soll das Fort X in Erbbaurecht an die Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr vergeben werden. Die hat mit der historischen Anlage im Grüngürtel einiges vor: Weihnachtsmärkte, Außengastronomie, Open-Air-Bühne für Konzerte und Theatervorführungen.

Die Stadt will die Festungsanlage offenbar schnell loswerden, denn: »Die Sanierung des Forts ist für die Stadt Köln wirtschaftlich nicht darstellbar«, heißt es in der Vorlage weiter. Das Fort sei nur noch bedingt verkehrssicher. Um Dach, Mauerwerk, Fenster, Türen und Treppe zu reparieren, veranschlagte ein Ingenieurbüro 2018 bereits 4,4 Mio. Euro; später zeigte sich, dass außerdem Strom- und Wasserleitungen erneuert sowie ein Kanal repariert werden müssen. Seit Jahren ist bekannt, dass es durchs Dach regnet. Bereits 2016 hatte der Rat die Verwaltung mit der Sanierung von Dach und Mauerwerk beauftragt, die aber nie erfolgte. Heute ist nur noch ein kleiner Teil der Räume an Vereine wie die Falken oder eine Tanzgruppe vermietet, andere mussten wegen Einsturzgefahr bereits ausziehen. Den Totalschaden soll nun also der Karnevalsverein beheben.

In Köln gibt man Baudenkmäler gern an wirtschaftlich potente Karnevalsvereine, die sich dann auch um die Instandhaltung kümmern müssen. So sitzt die Ehrengarde in der Hahnentorburg am Rudolfplatz, die Roten Funken in der Ulrepforte. »Die Lösung mit den Appelsinefunke muss nicht schlecht sein«, sagt Regina Börschel (SPD), Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt und Sachkundige Einwohnerin im Liegenschaftsausschuss. Traditionskorps seien gut vernetzt und ehrenamtlich engagiert, so könnten die Mitglieder womöglich auch eine teure Sanierung stemmen. Den Weg dahin sieht Regina Börschel jedoch als problematisch an. Der Liegenschaftsausschuss sollte den Beschluss Mitte April unter Ausschluss der Öffentlichkeit treffen. »Wir Politiker ziehen den Vorwurf der Intransparenz auf uns, obwohl wir uns seit Jahren für das Denkmal einsetzen!«, sagt sie.  Auch beim Kölner Jugendring ist man empört, erst aus der Presse von den Plänen erfahren zu haben. Zwei seiner Mitgliedsverbände, die Falken und ein Pfadfinderverein, machen im Fort seit langem Jugendarbeit. Gerne würde man Ideen zur Zukunft des Forts einbringen und mehr Angebote für Kinder und Jugendliche aus dem Veedel schaffen.

Einige Anwohner fürchten bereits, dass das Fort stattdessen zur Event-Meile verkommt, und sie Rosengarten und Burggraben bald nicht mehr betreten dürfen. »Diese Details müssen alle diskutiert werden, und zwar öffentlich«, findet Regina Börschel. Ihrer Meinung haben sich offenbar auch andere Politiker angeschlossen: Wegen weiteren Diskussionsbedarfs wurde der Beschluss vertagt.