Klotzen mit Klötzen

Die Hochstapler

Die Pläne für ein neues Hochhaus am Friesenplatz passen zum baukulturellen Elend in Köln

 

Urbanität, ja, dafür braucht’s Hochhäuser! Je mehr, je höher, desto weltstädtischer wird’s. Es ist die Parole vieler Investoren, der viele Städte folgen — vor allem jene, in deren Rathäusern ein kollektiver Minderwertigkeitskomplex die Sinne vernebelt.

Der Rat hat nun beschlossen, am Friesenplatz ein neues Hochhaus zu planen. Es soll den vierzig Meter hohen Bau am Hohenzollernring 62, in dessen Parterre bis zur Insolvenz die Warenhaus-Kette Strauss ansässig war, ersetzen. Vor einigen Jahren kaufte ein ­Konsortium den maroden Klotz samt Gebäuden im Gerling-­Quartier, wo sogleich ein Reichen-Viertel inszeniert wurde.

Auch am Friesenplatz will man klotzen, knapp hundert Meter in die Höhe wollte man. Dabei hat die Stadt für die Ringe ein Höhenkonzept, das die Grenze bei 22,50 Metern zieht. Es geht um Sichtachsen zum Dom, aber auch um eine grundsätzliche ästhetische Schutzfunktion. Doch das Konzept wird sogleich zur Seite gelegt, wenn der Investor ungeduldig wird. Die Politik knickt ein und präsentiert es als Erfolg, wenn dann nur 67 Meter hoch gebaut werden darf.

Passt schon. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt führt demnächst in der Verwaltung ohnehin Stadtentwicklung und Wirtschaft in ein Dezernat zusammen. 2003 war es eine Errungenschaft der

Grünen, diese Verquickung zu beenden, die Investoren nach ihren Interessen die Stadt weiterbauen ließ. Nun ist es wieder soweit. Und man beeilt sich zu erklären, dass eigentlich ja nichts entschieden sei, weil es nur ein Prüfantrag sei — eine beliebte Rhetorik der Grünen, wenn man den vermeintlichen Juniorpartner CDU wieder nicht zügeln konnte oder wollte. So geschehen bei den Planungen zur Ost-West-Achse oder den ­Gleueler Wiesen.

Es wird zurzeit viel über die Schwäche der Kulturpolitik geredet, etwa anlässlich des Debakels beim Kulturprojekt Raum 13. Groß ist nun das Bedauern. Zur Erkenntnis, dass zur ­Kultur auch die Baukultur gehört — eine Sparte, der alle Menschen ausgesetzt sind, die sich in der Stadt bewegen — ist man im Rathaus derweil noch nicht gelangt.