Bonuspunkt für mehr Sicherheit: Live-Theater-Game mit machina eX, Foto: Lara Rodriguez–Cruz

Auf Patrouille in Oberbilk

Beim Theater-Game »Patrol« wird man zum Co-Worker einer dubiosen Sicherheitsfirma

Wer spielt mit — und wer ist nur aus Zufall hier? Wer beobachtet dich beim Beobachten? Und bis zu welchem Punkt leistest du den Anweisungen der Firma folge? Das Theaterkollektiv machina eX bringt sein Live-Theater-Spiel »Patrol« auf die Bühne — oder besser gesagt: auf die Straßen und Plätze des Düsseldorfer Stadtteils Oberbilk. In dem früheren Arbeiter*innenviertel, in dem noch immer Überreste der bis in die 80er Jahre ansässigen Eisen- und Stahlindustrie zu finden sind, spielt die Geschichte: Als Angestellte einer fiktiven Sicherheitsfirma wird man hier auf Patrouille geschickt. Anweisungen, etwa von besorgten Bürger*innen oder dem ominösen Arbeitgeber »Patrol«, der Überwachungsdienstleistungen auf Provision anbietet, bekommt man per Telegram-Messenger aufs Handy geschickt.

Gesellschaftskritisch ist dieser Spielaufbau natürlich durchaus gemeint. Schnell ploppen Assoziationen auf, mit einer anonymen Bürger*innenwehr, die die Stadt nach ihren Maßstäben von Sicherheit zu kontrollieren versucht, mit einer Zukunft, in der der Plattformkapitalismus den Zukunftsmarkt »security on demand« erschlossen hat. Und doch geht es hier vor allem um das Lösen eines Rätsels, ganz wie in einem geografisch zwar großzügigen bemessenen, aber doch ausgesprochen beklemmenden Escape Room. Ein namenloses Phantom verbreitet mit seltsamen Manövern ein Gefühl der Unsicherheit im Viertel, die Architektur mit ihren düsteren Unterführungen und Hauseingängen tut ihr Übriges, und immer wieder taucht diese Headhunterin auf, die die Mitspielenden abzuwerben versucht.

Seit 2010 erforscht das siebenköpfige Performance-Kollektiv machina eX diese Art des Live-Theater-Spiels, in dem Gaming, Performance und Sozialexperiment sich verquicken. Hier passiert nichts, ohne dass das Publikum nicht auch etwas tut. Auch die Erzählweisen ähneln sehr denen von Computerspielen: Für Aufgaben, die gemäß der verschrobenen Logik des Sicherheitsunternehmens erfüllt werden, gibt es Bonuspunkte. Ein Level weiter kommt nur, wer die hauchdünne, fiktionale Schicht, die sich über die Stadt legt, nicht verlässt.

Mit »Homecoming« und »Lockdown« hat die Gruppe zuletzt das FFT Düsseldorf während der Theaterschließungen bespielt, aktuell arbeiten sie an »Teach3000«, ein Lehrroboter, entwickelt von der fiktiven IT-Spezialistin Nora Garn: In einem spielerischen Aufbau entscheiden Schüler*innen, was der Schulroboter können soll und diskutieren dabei über »Grundeinstellungen«: Wie sieht eigentlich eine gerechte Bewertung aus? Wie lässig oder wie autoritär sollte eine Lehrkraft sein?

26.–31.5., 18 Uhr, FFT Düsseldorf