Wo Porz Natur ist, sieht‘s noch am besten aus: Rheinuferpromenade am Leinpfad

Planerisch optimiert

Porz soll eine neue Rhein­ufer­promenade bekommen. Das verheißt nichts Gutes

Schnapszahl! 111 Jahre ist es nun her, dass in Porz das Rheinufer befestigt wurde. Bald folgten am Hochufer über der Promenade Gast­häuser mit Terrassen, Ziel vieler Ausflügler, auch aus Köln. Man sieht das auf alten Postkarten. Was dann zwei Weltkriege nicht kaputtmachten, besorgte ab den 60er Jahren die Stadtplanung und später die Eingemeindung nach Köln. So geht in Porz die Geschichtsschreibung. Ab den 80er Jahren zeigen die Postkarten meist nur noch den Rhein und sein Ufer als Sehens­würdigkeit, der Blick geht weg von Porz. 

Jetzt soll die Rheinpromenade »planerisch optimiert« werden. Der Leinpfad, so heißt der Weg entlang des Ufers, ist zu eng. Spaziergänger, Radfahrer, Hunde mit Leine oder ohne, und neuerdings auch Paare auf E-Scootern. Für viele führt der Weg bloß am Porzer Zentrum vorbei Richtung Süden, zum Naher­holungsgebiet Groov. Ein Vorschlag liegt nahe: Der Leinpfad soll fahrrad­frei und die Radler umge­leitet werden auf die oben gelegene Hauptstraße. Bloß, die Straße, die Porz vom Ufer trennt, ist weiter so autogerecht wie in den 70er Jahren. Keiner mag dort entlang einen Umweg nehmen, wenn unten der Rhein in der Sonne glitzert.

Was zwei Weltkriege nicht kaputtmachten, besorgte ab den 60er Jahren die Stadtplanung

Wie der Fluss plätschert dann auch die Pressekonferenz zum Projekt vor sich hin, da nähern sich zwei ältere Damen. Herr Dr. Joachim Bauer vom zuständigen Grünflächenamt reagiert prompt und erklärt sehr freundlich, warum hier jetzt ein Briefkasten aufgestellt wurde. Da kann man nämlich seine Vorschläge reinstecken, alles wird gelesen! »Hier ist auch der Kugelschreiber, schauen Sie mal!« Die beiden Frauen schauen kurz auf den Kugelschreiber. Dann geschieht das, was in Porz immer geschieht, wenn die Stadt hier etwas anpreist: Misstrauen, und ein paar gemurmelte Sätze, wie schlimm es hier ist — geworden ist! Gerade baut man den ehemaligen Porzer Marktplatz zu, ein paar Wohnungen, dazu Filia­listen mit Sachen, die man überall kaufen kann. Zuvor verrottete hier über Jahre ein Warenhaus. Die eigentliche Einkaufsstraße, die Fußgängerzone Bahnhofstraße, ist seit Jahren verödet. Was bleibt, ist das Rheinufer, man sieht den Rhein, das andere Ufer, den Himmel über Köln.

Abgesehen von den Bereichen, wo Porz einfach nur Natur ist, gehört die Uferpromenade noch zum ansehnlichsten hier. Die historische Treppe mit Denkmal wurde original­getreu saniert. Der Abgang, der hier von der Bahnhofsstraße aus das Entree zum Ufer bildet, muss wohl umgestaltet werden. Etwas zu steil, nicht behindertengerecht, sagt Dr. Joachim Bauer. Aber die Kopflinden, die hier am Ufer stehen, sind denkmalgeschützt.

Jetzt können die Porzerinnen und Porzer Vorschläge zur Optimierung machen. Am Briefkasten mit Kugelschreiber und online. Die Hoffnung der Stadt: Dass das überhaupt jemand hier tut. Die Hoffnung der Porzer: Dass es nicht schlimmer wird.

Info: meinungfuer.koeln/dialoge/