Beknackt

Bald stehen wieder überall Teller mit Nüssen herum — und dann? Knabbern, kochen, ignorieren?

Das Handwerkliche sei zurück in den Großstädten, heißt es. Überall Manufaktur-Ware! Jeder strickt Wollsocken, und es wird eingeweckt wie zu Urgroßmutters Zeiten. Kommen jetzt auch die Nussknacker zurück? In den Warenhäusern gibt es Design-Geräte für 60 Euro oder mehr. Für die folkloristischen Figuren aus dem Erzgebirge, die grimmigen »Nuss­beißer«, ist das Preisschild oft dreistellig.

Aber knacken wir noch Nüsse? Das ist ganz schön viel Arbeit, Verletzungsgefahr nicht ausgeschlossen. Ich sag nur: Paranuss! Und die Tütchen mit den Kernen sind selbst fair gehandelt und bio günstig. Da knurrt dem Nussbeißer der Magen.

Wo begegnen uns überhaupt Nüsse? Meist in Kuchen und Broten, im Müsli oder modischem Porridge. Die Patisserie kann nicht ohne: Marzipan, Halva, Nougat, Mandelcreme, Cantuccini... Ansonsten werden Nüsse oft als bloße Beißware beigegeben. Erdnüsse und Cashew werten jeden mund­schmeichelnden Reis-Gemüse-Schlotz auf, auch im Pilaw und Couscous machen sich viele Sorten gut, selbst wenn sie da vielleicht traditionell nicht immer reingehören.

Streng genommen reden wir hier auch nicht von Nüssen im botanischen Sinne, wir nennen alles so, was eine harte Schale hat und innen irgendwie nach Holz schmeckt. Also Haselnuss, Pekannuss, Paranuss, Erdnuss, Macadamia, Mandeln und Pistazien. Sind sie endlich von der Schale befreit, kann man sie reiben, mahlen, hacken, mörsern. Wer es herzhaft mag, röstet die Kerne kurz in der Pfanne, ohne Fett.

Das Nussaroma passt zu Wintergemüse: Weißkohl unter der Nusskruste, Rosenkohl mit Mandeln, man kann spendabel dosieren. Auch zu einer Pilzpfanne passen Nüsse, die beiden Aromen kommen sich nicht ins Gehege.

Nüsse waren angeblich die ursprüngliche Nahrung unserer ältesten Vorfahren. Fast alle Nüsse sind sehr fettig und kalorienreich. Den Steinzeitmenschen machte das nichts aus. Sie hatten genug Bewegung und kein Sofa und Netflix. Mithin genug Zeit, sich clevere Methoden zum Knacken auszu­denken.