Viel zu tun: Klima-Aktivist John Akude will die CDU modernisieren

»In die CDU einzutreten, ist ein Risiko«

John Akude, Klima-Aktivist und ehemals bei den Klima Freunden im Rat, wechselt zur CDU

Herr Akude, vor gut einem Jahr haben wir uns zum Interview getroffen. Sie waren damals frisch gewähltes Ratsmitglied der Klima Freunde und sagten uns: »Die Grünen sind mir nicht grün genug.« Nun sind Sie zur CDU gewechselt. Sind die etwa grüner?

Vorweg: Die Grünen sind mir immer noch nicht grün genug. Aber meine Erfahrungen bei den Klima Freunden und den gesamten linksliberalen Gruppierungen haben mich zur Neubewertung der Situation veranlasst. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, egal, wie gut die politische Richtung einer Partei ist, sie kann nur von guten Menschen gemacht werden. Ich bin angetreten, um seriöse, zeitgemäße Klimapolitik zu machen. Deshalb habe ich die Klima Freunde mit gegründet. Das hat leider nicht funktioniert. Aber ich bin noch immer der Meinung: Seriöse, zeitgemäße Klimapolitik bekommen wir nicht von den Grünen.

Wie sind Sie zu Ihrer Entscheidung gekommen?

Im gleichen Maß wie ich von den Klima Freunden enttäuscht wurde, habe ich von der CDU, vor allem vom Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz, Wertschätzung erfahren. Mich hat meine Entscheidung selbst überrascht. Aber ich habe es mir gründlich überlegt. Stellen Sie sich vor: Sie haben die Wahl, mit zwei Menschen zu »gehen«. Beide passen irgendwie zu Ihnen. Einer wirbt dauerhaft und kontinuierlich um Sie, der andere ist zurückhaltender. Wenn Sie dann noch Zeichen geben, die nicht erwidert werden, fällt Ihre Entscheidung auf denjenigen, der stärkeres Interesse bekundet — zumal, wenn Sie direkt zuvor enttäuscht wurden.

Ost-West-Achse, Rheinspange, zögerliches Vorgehen bei der Verkehrswende: Die CDU ist nicht für engagierte Klimapolitik bekannt.

Ich kann die Skepsis verstehen — auch die der Wählerinnen und Wähler der Klima Freunde. Aber ich verspreche: Ich bleibe meinen drei Kernthemen Klimapolitik, Diversität und soziale Gerechtigkeit treu. Mit den Klima Freunden konnte ich meine politischen Ziele nicht realisieren. Jetzt versuche ich es mit einer Partei, bei der es auf den ersten Blick inhaltlich vielleicht nicht zusammenpasst. Ich habe viele Gespräche mit der CDU-Führungsriege geführt. Sie haben mir versichert, dass sie bereit sind, diesen neuen Weg zu gehen, und dass ich meinen Beitrag leisten kann.

Was ist der neue Weg der CDU?

Die CDU muss die Zukunftsthemen anpacken und dessen ist sie sich bewusst. Das Ergebnis der Bundestagswahl und die Flutkatastrophe haben dazu beigetragen. Eine konservative Partei wie die CDU, die die Schöpfung in den Mittelpunkt stellt, muss damit anfangen, die Welt und unser Leben zu konservieren. Denn der Mensch wird vom Klimawandel bedroht. Auch beim Thema Diversität muss sich die CDU verjüngen. Wir müssen es als Gesellschaft schaffen, allen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie dazu gehören.

Als einziger Afrodeutscher im Stadtrat eignen Sie sich als Symbolfigur, außerdem hat Ihr Mandat die CDU zur zweitstärksten Kraft gemacht. Dienen Sie nicht nur dem Image der Partei?

Ich habe Vertrauen, obwohl ich weiß, dass es auch schief gehen kann. In die CDU einzutreten, ist ein Risiko. Ich war gestern bei einem Treffen und hörte Dinge, da dachte ich: Wow! Du musst dich warm anziehen, da ist langer Atem nötig!

Warum sind Sie nicht zu den Grünen gewechselt?

Ich sehe wenig inhaltliche Unterschiede zwischen CDU und Grünen. Sie haben sich immer mehr angenähert und sind nicht umsonst in einer Koalition. Und die Erfahrung mit den Klima Freunden hat dem Zwischenmenschlichen in meinen Entscheidungen mehr Bedeutung beigemessen. Das war mit der CDU nun mal sehr warm.

Haben die anderen kleinen Parteien um Sie geworben?

Nein.

Wären Sie denn interessiert gewesen?

Anfangs bestimmt. Ich hätte nach der Kommunalwahl gern eine auf Klimathemen ausgerichtete Fraktion gebildet, mit den Klima Freunden, GUT und Die Partei. Wir hätten sechs Sitze gehabt. Wir hätten die Grünen antreiben können, grüner zu werden. Es hat aber nicht geklappt. Ich finde das bedauerlich, will aber in die Zukunft schauen.

Halten Sie es für möglich, dass wir uns in einem Jahr wieder treffen und Sie dann einer anderen Partei angehören?

Ich denke nicht. Ich baue darauf, dass die Versprechen der CDU ehrlich sind. Aber ich kann nichts ausschließen. Mit den Klima Freunden war ich auch bis zur Wahl ein Herz und eine Seele. Dann ging das Gerangel los. Mittlerweile glaube ich: Es war von langer Hand geplant, mich nach der Wahl wegzuschieben. Aber die negativen Erfahrungen mit dem »Ex« sollen nicht die neue Beziehung belasten. Wenn es mit der CDU nicht klappt, entschuldige ich mich bei meinen Wählerinnen und Wählern. Aber: I want to give it a try. Ich werde Druck ausüben und hoffe, dass ich mit meinen Themen Gehör finde.

John Akude

kam als politisch Verfolgter 1994 nach Köln. Seitdem hat der pro­movierte Politikwissenschaftler u.a. am Deutschen Institut für Entwick­lungs­politik und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gearbeitet. Der 56-Jährige ist jetzt als freier Berater für Ent­wicklungspolitik tätig. Er hat sich im November 2020 von den Klima Freunden getrennt.