Wer kocht denn mit der Mikrowelle? Sie dient meist bloß als ein Aufwärm-Apparat

Auf die Schnelle lauwarm

Seit 75 Jahren gibt's die Mikrowelle. Aber richtig bedienen kann sie immer noch keiner

»Ping!« — Oha, wenn dieses Geräusch aus der Restaurantküche zu vernehmen ist, schreckt der kulinarische Snob auf. Da ist ja ein Mikrowellenherd im Einsatz! Das Gerät, populär seit den 80er Jahren, sollte einst der schonenden und zugleich schnellen Zubereitung ganzer Menüs dienen. Die Lebensmittel werden von innen erwärmt, andersherum als bei der üblichen Zubereitung in Topf, Pfanne oder Backofen. Es geht schneller, aber der gravierende Nachteil ist, dass unterschiedliches Kochgut sich unterschiedlich schnell erhitzt — und das übrige dann warmgehalten werden muss.

Noch schwerer wiegt, dass man keine Röstaromen erzielen kann. Deshalb haben moderne Geräte meist neben einer Umluft- auch noch eine Grill-Funktion. Es sind leistungsstarke Geräte mit ausgeklügelten Programmen, denn die Zubereitung ist alles andere als intuitiv.

Bloß, wer kocht denn mit der Mikrowelle? Sie dient meist bloß als ein Aufwärm-Apparat. Trotzdem ist das, was aus der Mikrowelle kommt, selten auf der ­üblichen Verzehrtemperatur von rund 60 Grad Celsius. Wer sich im Imbiss was warm machen lässt, kennt das. Auch nach 75 Jahren ist die Bedienung offenbar noch zu kompliziert.

Wichtig ist auch, das Kochgut, nachdem das sehnsüchtig erwartete Pling erklungen ist, noch etwas ruhen zu lassen — es muss noch einen Moment garen. Auch beim Aufwärmen ist das wichtig: Man muss immer wieder stoppen und umrühren. Nicht zuletzt sollte man Mikrowellengeschirr benutzen, und das ist aus Plastik. Plastik! Und dazu noch diese Hauben, mit denen man das Essen abdeckt, während es seine Runden dreht — die sind so unglaublich sperrig im Küchenschrank, dass sie wohl schnell in der Gelben Tonne landen. Nein, Mikrowellen sind nichts für den urban-coolen Lifestyle. Aber dennoch steht ein Gerät in fast jedem Haushalt herum. Und im Shutdown des vergangenen Jahres erlebte die Mikrowelle eine kleine Renaissance — zum Aufwärmen der Menüs aus Kochboxen, die die Restaurants anboten.

In den 80er Jahren gab es Kochbücher, in denen erlesene Menüs per Mikrowellen zubereitet werden sollten. Kochen lernte man damit nicht. Ist die Mikrowelle ein Vorläufer des  entfremdeten Kochens mit Thermomix? Aber auch beim konventionellen Kochen fehlt uns oft das Verständnis für physikalische und chemische Vorgänge — oder die Erfahrung.