Ohne Konzept, ohne Erwartung: Orangemouse

Hier kommt die Maus

Orangemouse haben eine vielversprechende Experimentalpop-EP veröffentlicht

Erstmal die Bezüge markiert: Den elektroakustischen Sound, dem Orangemouse frönen, kennt man grob gesagt von Bands wie The Notwist oder Radiohead — insbesondere Thom Yorks Solo-Album »The Eraser« könnte Pate gestanden haben, mit seinen schleifenartigen Rhythmen und den abstrakten Arrangements, die bloß durch den Gesang zusammengehalten und am Ende doch noch ins Songformat geschoben werden.

Die Arbeitsweise von Orangemouse passt zu dieser These, denn bei den Tracks ihrer ersten EP »c/o« handelt es sich zunächst um Homerecording-Frickeleien von Philipp Gosch, der bislang in Bands wie Voltaire oder Alpentines den Bass bedient hat. Erst in einem zweiten Schritt wurde Sänger Jeong-Il Sin (Cadavre de Schnaps) ins Boot geholt. »Eigentlich war kein Stück vorher fertig«, erinnert sich Philipp, »es waren relativ unterschiedlich weit produzierte Stücke, die an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiterwuchsen. Jeongs Ideen haben dann den nötigen Schwung gebracht und den Stücken Anstöße in eine andere Richtung gegeben. Von da aus haben wir uns weitertreiben lassen.« Freiheit hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt: »Für mich fühlte es sich so an, als ob ich machen kann was ich will. Ohne Konzept oder Erwartung.«

Dass sich das Ergebnis nicht beliebig anhört, liegt zum einen an der feinen Klangarbeit von Phillip, zum anderen an Jeongs Stimme, die zwischen gespenstischem Flüstern, emotionaler Inbrunst und fistelndem Falsett ein breites Spektrum aufzufahren weiß. Textlich bleibt es im uneindeutig Geheimnisvollen: »Die Texte nehmen meistens in einer für meine Begriffe interessanten Zeile ihren Ursprung und entwickeln bestenfalls ein Eigenleben«, erklärt Jeong, »sie sollten ähnlich wie die Musik aus der Intuition entstehen.« Umso eindrucksvoller ist der Effekt, wenn sich bei dem Song »Was Was« aus dem englischen Gemurmel plötzlich ein klar verständlicher deutschsprachiger Refrain mit Ohrwurmpotential herausschält. Der zentrale Song dieser 5-Track-EP wird von einem äußerst unterhaltsamen Video begleitet, in dem sie sich im Retrosport-Outfit ein Parkplatz-Tennismatch mit Tischtennisschlägern liefern. Da drehen Orangemouse den Pop-Regler auch mal auf die Zwölf.

Bleibt zu hoffen, dass es sich bei dem Projekt nicht nur um eine kurzfristige Zerstreuung handelt, denn hier ist definitiv mehr drin. »Wir wollen weitermachen, neue Stücke sind in Arbeit«, bekräftigt Phillip. Wir sind heiß drauf!

Info: »c/o« ist bei allen Streaminganbietern und bei Bandcamp erhältlich: orangemouse.bandcamp.com