»Millowitsch-Theater, undatiert«, Foto: Wikimedia Commons

Die Grande Dame des kölschen Lustspiels

Elsa Scholtens Biographie wirft Fragen auf

»Lautstark« und »deftig«: So war Elsa Scholten auf der Bühne im Millowitsch-Theater. An der Seite des legendären Theater-Patrons Willy Millowitsch schwang sie sich mit verbalen Kapriolen zur Grand Dame des kölschen Lustspiels auf. Fünf Jahrzehnte, bis zum ihrem Tod, blieb sie dem Ensemble treu, mimte die schlecht gelaunte Gattin, das hemdsärmelige Hausmädchen und die böse Studienrätin. Immer ging es hoch her, mit kölschen Schimpfworten und ordinären Scherzen — meist zugunsten von Millowitsch, der am Ende die Lacher einheimste. Das Publikum liebte es.

Geboren wurde Elsa Scholten am 28. Februar 1902 am Niederrhein, als Tochter jüdischer Eltern, die mit einem Reisetheater umher zogen und Lustspiele im rheinischen Dialekt aufführten. Mit zwölf Jahren stand Elsa zum ersten Mal auf der Bühne, später sang sie in einem Chor — bis Peter Wilhelm Millowitsch, der Vater von Willy, sie entdeckte und ihre Karriere am »Millowitsch-Theater« begann. Das war 1920 und Elsa Scholten gerade einmal 18 Jahre alt.

Das Seltsame ist: Elsa Scholten, die aufgrund ihrer Abstammung doch wohl Jüdin gewesen sein muss, spielte bis zu ihrem Tod ununterbrochen im Millowitsch-Theater. In Interneteinträgen über sie wird diese Zeit stets ausgelassen. Aber sie war dabei, als  Mitte der 30er Jahre Willy Millowitsch den Saal des Volkstheaters auf der Aachener Straße übernahm. Und laut einem Bericht der Welt soll die Familie sogar als Fronttheater der Wehrmacht durch besetzte Gebiete hinterher gezogen sein. Wie konnte Elsa Scholten damals der national­sozia­listischen Verfolgung entgehen? Oder war womöglich doch alles ganz anders?

Ihre Biografie wirft Fragen auf. Fest steht: Elsa Scholten war im wahren Leben nicht die »Rampensau«, die sie auf der Bühne gab. Zurückgezogen und bescheiden lebte sie zuletzt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung auf der Venloer Straße, nicht weit von ihrem Spielort entfernt. Dort fanden sie Freund*innen auch, als sie am 14. Oktober 1981 verstarb. Nur wenige Jahre zuvor, an ihrem 75. Geburtstag, wurde sie gefragt, wie lange sie noch zu spielen gedenke, und soll gesagt haben: »Bis ich umfalle.«  Ihr Grab auf dem Melatenfriedhof gibt es heute nicht mehr. Es wurde abgeräumt.