»Die Diplomatin« von Lucy Fricke

Ein Buchtipp der Stadtrevue

Die Kunst der Diplomatie scheint vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges vorerst gescheitert. Auch die Protagonistin in Lucy Frickes Roman »Die Diplomatin« weiß, dass das gesprochene Wort seine Wirkkraft auf dem Parkett der Weltpolitik verloren hat: »Ich stehe da rum und bin nur Deutschland.« Friederike Andermann, genannt Fred, ist Ende 40, verheiratet, kinderlos und eine erfolgreiche Konsulin. Doch als sie von Montevideo nach Istanbul versetzt wird, stößt sie erstmals an die Grenzen ihrer Profession. Um eine inhaftierte kurdische Künstlerin und ihren Sohn wieder sicher nach Deutschland zu bringen, greift sie zu irregulären Maßnahmen. Durch die Affäre mit einem deutschen Journalisten, der ins Visier des türkischen Geheimdienstes gerät, hat sie sich zudem die »diplomatische Krise auf (ihre) Bettkante gesetzt«. Mehrere Monate recherchierte Fricke in der Türkei. Wie in ihrem Erfolgsroman »Töchter« erzählt sie in selbstironischer und lakonischer Sprache von der Außenpolitik und ihren zermürbendsten Verhandlungspartnern: den autoritären Staaten. Frickes neuer Roman ist aber auch eine Hommage an den Aufstieg einer Frau aus einfachen Verhältnissen in ein noch immer männerdominiertes Amt.

Ullstein, 256 Seiten, 22 Euro