Bleibt erst mal wie gehabt: KVB-Trasse am Heumarkt

Dringend seit 2018

Neue U-Bahn oder nicht? Die Politik verschiebt die Entscheidung erneut

2018 schien es, dass Köln vor ­einer drängenden Entscheidung stehe: Braucht die Stadt einen ­U-Bahn-Tunnel vom Heumarkt bis zum Aachener Weiher, um die Kapazitäten der KVB-Linien 1, 7 und 9 zu steigern? Die KVB müsse mehr Fahrgäste befördern, damit Köln nicht im Verkehrschaos versinke, hieß es. Für CDU und FDP war eine U-Bahn die Lösung, um Bahnen mit mehr Plätzen in höherer Taktung fahren zu lassen; die SPD schlug sogar vor, schon ab Deutz die Bahnen unterirdisch zu führen — unter dem Rhein hindurch. Grüne, Linke und Umweltinitiativen forderten oberirdische Verbesserungen. Das sei schneller umzusetzen und bedeutend günstiger.  

Nach einer groß angelegten Bürgerbeteiligung zeichnete sich kein Votum ab, obwohl Stadtspitze und KVB für den Tunnel warben. Im Rat vertagten CDU und Grüne das Thema, um Streit in ihrem Bündnis zu vermeiden. Man beauftragte die Verwaltung mit einer weiteren Prüfung, um Zeit zu gewinnen. Wie dringend also war die »Ertüchtigung der Ost-West-Achse« wirklich?

Seit Ende April ist das ­Thema wieder da. Politik und ­Verwaltung tagen mit Experten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dagegen protestierte Barbara Kleine von der Initiative ­Verkehrswende Köln — gemeinsam mit Linken-Sprecherin Güldane Tokyürek und Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke von den Grünen, beide Mitglied des Gremiums. Sie forderten öffentliche Sitzungen, und dass das Gremium auch mit Bürgerinnen und Bürgern besetzt werde. Um die Kritik abzufedern, berief Verkehrsdezernent Ascan Egerer ein zweites, sogenanntes Stakeholder-Gremium ein, das Mitte Mai dreimal öffentlich tagte. »Dort konnten wir offen diskutieren«, sagt Barbara Kleine. »Aber es haben sich unsere Befürchtungen bewahrheitet. Ob oberirdisch oder U-Bahn — die fangen erst 2029 mit dem Bau an. Ein Skandal!« Die Entscheidung soll erst 2023 fallen — fünf Jahre nach der Bürgerbeteiligung. Das Bündnis Verkehrswende Köln will nun selbst Vorschläge zur Verbesserung des ÖPNV vorlegen. Es gehe darum, den Verkehr in Köln als Ganzes zu betrachten, sagt Kleine. Dieser Blick fehle bei der Diskussion um die Ost-West-Achse. »Wir brauchen eine Verkehrswende, die auch zu weniger Autoverkehr führt«, sagt Kleine. »Aber uns wurde nun gesagt, dass man 2030 immer noch mit einem Anteil von 30 Prozent Autoverkehr rechne.«