Heftig klopfende Tracks: Steffi © Stephan Redel

Der dubbig-verspulte Weg

Neue Maxis von Air Texture, Steffi & Sepehr, DJ Stingray, Nebenprodukt, Kan3da, Erol Alkan

Die »Air Texture«-Reihe des gleichnamigen New Yorker Labels geht in die nächste Runde. Nach bereits mehreren Editionen, unter anderem von  Rrose & Silent Servant, Deadbeat & DJ Olive und Steffi & Martyn kuratiert, werden diesmal unter der Regie von Anthony Naples & DJ Python so unterschiedliche Produzent:innen wie Aurora Halal, Huerco S. und Meitei versammelt. Sie alle eint, dass sie das kulturelle Brooklyn-Bermudadreieck aus East Wil­liams­burg, Bushwick und Ridgewood ihre Heimat nennen und ihre künstlerischen Biografien eng mit lokalen Clubs wie Nowadays, Knockdown Center, Else­where, Bossa Nova sowie Partyreihen wie Mutual Dreaming und Dweller verbunden sind. »Air Texture VIII« zeigt eindrucksvoll, dass im Schatten des Big Apple nach wie vor eine lebendige Techno-Community existiert, die sich vor Berlin nicht verstecken muss.

Der Name Steffi ist eben bereits gefallen. Die Berliner DJ und Produzentin gehört zu den Resident-DJs vom Berghain/Panorama Bar-Komplex. Für die zwölfte Veröffentlichung auf ihrem Label­imprint Klakson arbeitet sie mit Sepehr Alimagham zusammen, den man durch sein wunderbar verspieltes Post-Industrial-House-­Album »Shaytoon« (auf Dark Entries) kennen könnte. Das Ergebnis sind vier heftig klopfende Tracks, denen es aber nicht an mystischer Aura fehlt — das Titelstück »Drunk on Psychedelica« bringt das bereits im Titel sehr treffend auf den Punkt.

Das in Athen ansässige Lower Party Label veröffentlicht eine seit sieben Jahren vergriffene DJ Stingray 313-Platte neu. Er begibt sich dafür in ungewöhnlich gefühlvolles Metier; dabei kennt man den Detroiter DJ und Produzenten, der seit einiger Zeit in Berlin lebt, doch primär für seine rhythmisch markant geschnittenen Techno- und Electrotracks. Das Bekenntnis zu deepen, angehousten Gefühlen steht ihm aber gut, zumal die magische Detroit-Atmosphäre natürlich trotzdem omnipräsent mitschwebt, man höre nur die sich langsam aufbauende Fläche auf »Acetylcholine«. Gerne mehr von solchen Ausflügen.

Von den Klanglandschaften ­eines DJ Stingray 313 ist es nicht weit zu den Zukunftsszenarien, die das spanische Label Electro Records klanglich erforscht. Auf für eine Maxi außergewöhnlich langer Strecke widmet man sich dort Klassikern des Science-­Fiction-Kinos. Nach Editionen zu »THX 1138«, »2001 A Space Odyssey«, »Blade Runner«, »The Thing« und »Tron« werden diesmal »Terminator« und »Akira« von Nebenprodukt und Kan3da melancholisch-electroid interpretiert. Keine Meilensteine aber sympathische Hommagen. Dafür gibt es dann auch alle veröffentlichten Platten der Serie in einer großen Box zusammengefasst.

Und damit weiter zur Kate­gorie Hits. Erol Alkan bittet Palms Trax und LA Priest anlässlich der hundertsten Veröffentlichung auf Phantasy Sounds zum Gene­rationstreffen. Während bei der Originalversion von Alkan wild an den Reglern gedreht wird und der dubbig-verspulte Weg das Ziel ist, wagt sich Palms Trax auf den Spuren von Daft Punk in ekstatischere Gefilde, bevor der ehemalige Late of Pier-Sänger Samuel Eastgate den Tack unter seinem LA Priest Signet zwischen Bleeps und House Fragmenten auflöst.

»Air Texture VIII: Anthony Naples + DJ Python« Air Texture / Rubadub

Steffi & Sepehr, »Drunk On Psychedeli(c)a« KLAKSON / Clone

DJ Stingray 313, »Cognition« Lower Parts

Nebenprodukt, »Los Angeles 2029 (In Tribute to Terminator)«; Kan3da, »Number 28 (In Tribute to Akira)« beide: Electro Records

Erol Alkan, »Automatic (Palms Trax remix)« Phantasy Sounds / Because