»Köln ist schunt«

Über die Gestaltung von Außengastronomie ist ein Streit entbrannt — er ist nötig, um Grundsätzliches zu klären

Einige Kölner Gastwirte sind in heller Aufregung. Im Mai hatte das Ordnungsamt beanstandet, dass Mobiliar und Gestaltung mancher Außengastronomie nicht den Vorgaben entsprechen, die im sogenannten Gestaltungshandbuch festgelegt sind. Dort ist unter anderem geregelt, dass die Farbgebung der Möblierung dezent zu sein hat, aus Rücksicht auf das Stadtbild.

Dass das Ordnungsamt oft konfrontativ auftritt, kann man kaum leugnen. Aber deshalb ist nicht die Beanstandung falsch, wie es die Gastro-Lobby nahelegt. Doch deren Protest auf dem Schlachtfeld der Sozialen Medien verfing bei Teilen von Politik und Publikum. Mancher entblödete sich nicht, farbliches Mischmasch und Reklame-Mobiliar mit der Floskel »Köln ist bunt!« zu feiern. Wer verstehen will, wie Populismus funktioniert, bekam ein Lehrstück geboten.


Wer verstehen will, wie Populismus funktioniert, bekam ein Lehrstück geboten

Restaurants sind keine mildtätigen Organisationen, sondern Unternehmen wie Autowerkstätten, Friseursalons, Buchhandlungen. Bloß erhält die Gastronomie viel mehr Sympathien, weil sie »besonders« ­unter der Pandemie gelitten habe, wie behauptet wird. Das aber muss man sich erst mal trauen, Obdachlosen, Pflegekräften, Schulkindern ins ­Gesicht zu sagen. Und wer mit Gastronomen spricht, bekommt durchaus unterschiedliche ­Einschätzungen zu hören.

Ja, es gibt bürokratisch Unsinniges. Ein Rahmen für die Gestaltung von Außengastronomie gehört nicht dazu. Die Stadt Köln hat der Gastro-Branche viele neue Flächen bereitgestellt. Es ist nur richtig, dass man mit diesem öffentlichen Raum, der nun kommerziell genutzt wird, schonend umgeht — und das betrifft auch dessen Gestaltung.

Nicht alle Gastwirte sind willens, hier rücksichtsvoll zu handeln. Wer entlang der Ringe, über den Alter Markt oder durch irgendeine Einkaufsstraße spaziert, wird sehen, wie die optischen Belästigungen zugenommen haben: Reklame, Aufsteller, Fahnen und eben auch lieblos gestaltete Außengastronomie mit Schund-Mobiliar und Werbe-Schirmen. Dass durch all die parkenden ­Autos das Stadtbild verschandelt wird und die Aufenthaltsqualität schwindet — das haben viele Menschen längst ­bemerkt. Wir sollten auch den Blick für andere ästhetische Zumutungen schärfen.