Platten für aufgeschlossene, stehende, semi-tanzende Menschen: Prins Emanuel & Martin Blomberg aka Inre Kretson Grupp

Der Öresund ist nicht der Rhein

Prins Emanuel und Inre Kretsen Grupp von Fasaan statten dem Acephale einen Besuch ab

Beim Malmöer Label Fasaan dreht sich alles um Kreise: »Ich habe ­damals mit Fasaan angefangen, um die Musik aus meinem Freundeskreis veröffentlichen zu können«, erzählt Emanuel Sundin — in Anlehnung an die norwegische DJ-Ikone Prins Thomas auch nur Prins Emanuel genannt. Als Sundin also 2011 Fasaan gründete,

da gab es keinen Masterplan, geschweige denn einen Businessplan — auch im zwölften Jahr des Bestehens sucht man beides vergeblich. Deswegen nennt Sundin Fasaan nicht etwa »mein Label«, sondern »mein Imprint« oder meine Plattform. Eine Plattform, auf die er seine und die Musik seines inneren Zirkels stellt und der Welt präsentiert. Um innere Zirkel ging es auch, als Sundin ein paar Jahre später auf den Musiker Martin Blomberg stieß, der ebenso wie er in Malmö wohnt; denn: Blombergs Musikprojekt heißt Inre Kretsen Grupp. Und das ist ­schwedisch für: der innere Zirkel.

»Ich dachte mir damals nicht ohne Ironie, dass diese Art von Produzenten-Dasein, das ich ­pflege, sehr einsiedlerisch daherkommt: Man schraubt alleine an einem Fuhrpark von Maschinen rum. Dann ist man ganz alleine der innere Zirkel«, erklärt Blomberg seinen Namen.

Nicht nur wegen des Namens, sondern auch, weil die gemeinsame musikalische Idee und Vision sehr ähnlich war, stieß Blomberg dann fest zu Fasaan und arbeitet seit 2019 mit am Output des Labels. Dazu gehört zum Beispiel sein eigenes Debüt-Album »Raoul«, das dieses Jahr erschien und  ganz nebenbei einen repräsentativen Höreindruck für das Label bietet. Hier treffen immer wieder auflodernde Synthesizer auf straighte und dubbende Kicks, alles ist gesättigt durch das Überspielen auf alte analoge Tonbänder, gleichzeitig auch sehr roh, ungeglättet: wie die Produkte großer Maschinen, in denen sich über Jahre die Arbeit als Artefakte und kleine Fehler ­abgelagert hat.

Gerade in den Anfangstagen klang das teilweise noch ganz anders: Prins Emanuel & Golden Ivy — »Midnight Cruise« ist zum Beispiel eine Disco-House-Nummer, der man durchaus anhört, von Daniel Wang und Konsorten beeinflusst zu sein. »Das Label war immer eine Reflektion von dem, was ich selbst mochte. Damals war man etwas über 20, heute etwas über 30. Da ändert sich ganz bestimmt so einiges«, gibt der Prins zu, fügt dann aber hinzu: »Es gleicht einer großen Erkenntnis, die ich in den letzten Jahren machen durfte: Wenn man einen so persönlichen Zugang zur Musik hat wie wir jetzt, dann braucht man nicht konsistent im Sound oder in der Ästhetik zu sein.« ­Heute sehe er die Platten auch als Wegmarken der eigenen musikalischen Entwicklung — ohne Gram, sondern mit Stolz.

Das er damit nicht alleine ist, zeigt sich daran, dass Fasaan sich eine treue Gefolgschaft über die vergangenen Jahre erarbeiten konnte. Menschen, die ähnlich denken und dasselbe wollen. Dies treibt die Betreiber dann auch regelmäßig in die Welt hinaus. Zum Beispiel nach Köln, wo Prins Emanuel mit einer gewissen unregelmäßigen Regelmäßigkeit spielt; im Acephale residiert er beispielsweise Ende Juli schon zum wieder­holten Mal. Für Blomberg ist es sein Debüt, live als Inre Kretsen Grupp in Köln zu sein. Seine Musik sei für »aufgeschlossene, stehende, semi-­tanzende Menschen« gemacht. Das Acephale biete sich dementsprechend hervorragend an.

Was uns im Gespräch noch inter­essierte: Wie ist es eigentlich um die Szene in Malmö bestellt? Die drittgrößte Stadt Schwedens hat zwar mit Fasaan oder auch dem Elektro-Veteranen Luke Eargoogle einige bekanntere Namen vorzuweisen. Darüber hinaus kann die Stadt trotz der Nähe zu Kopenhagen keine größeren Sprünge machen. Blomberg erklärt:«Das hängt damit zusammen, dass in Schweden Tanzen eine teure Angelegenheit ist. Du musst extrem hohe Auflagen erfüllen, wenn in deinem Laden getanzt werden soll. Mehrerer Securitys, hohe Abgaben; das kann sich niemand leisten.« Außerdem liege der mächtige Öresund vor der Tür, der zwar mit einer der größten Brücken der Welt überspannt sei, aber »wir fahren von Malmö zwar nach Kopenhagen mit dem Zug. Die 20 Minuten fährt aber niemand in die andere Richtung, um zu unseren Shows zu kommen.« Die Doppel-City sei also wie eine Einbahnstraße, zumindest was das Nachtleben anginge. Ein Schelm, der sich an die Metropolregion Köln-Düsseldorf erinnert fühlt. Man bleibe trotzdem in ­Malmö, man harre aus. Dort haben man halt seinen … inneren Zirkel gefunden.