Jugendwerk von Orson Welles: »Too Much Johnson«

Etwas Besseres als das Sommerloch — Filme gratis im Netz

Das George Erstman Museum zeigt seine Sammlung

Offenbar sind alle Leute, die sich in Köln um einen Funken Filmkultur bemühen, im August auf Urlaub. Denn in den Sälen zwischen Japanischem Kulturinstitut, Filmclub 813 und Filmforum im Museum Ludwig passiert — nichts. Da muss man sich wie in den Lockdown-Monaten mit dem Internet vergnügen — warum auch nicht, wenn zum Beispiel die Website des George Eastman Museum in Rochester, New York Schätze bietet, die man so schnell nirgends auf der großen Leinwand zu sehen bekommen wird.

George Eastman (1854–1932) war eine jener Figuren, welche die USA zu so einem unendlichen Faszinosum im 19. und 20. Jahrhundert machten: ein Bauernsohn, der nach dem frühen Polio-Tod der Schwester als Bürobote arbeitete, um den Rest seiner Familie zu ernähren. 1884 patentierte Eastman den Rollfilm auf Papierbasis — der Beginn eines Firmen-Imperiums. Eastman war nicht nur ein außerordentlicher Erfinder, sondern auch ein exzellenter Geschäftsmann — der sein Geld als Mäzen und Sozialreformer vor allem dafür verwendete, dass es anderen Menschen besser geht.

Das seinem Gedenken gewidmete Museum hat eine wunderbare Filmsammlung samt einer fabelhaften Restaurationsabteilung, deren Arbeit man nun ­anhand einiger Preziosen frei ­zugänglich im Netz bewundern darf. Das Feld ist weit, das Gros der Werke kurz. Die unmittelbarste Attraktion ist »Too Much Johnson« (1938), eine Montage mehrerer Zwischenakte, die Orson Welles für eine Theaterproduktion realisierte, welche aber auch so, wenn auch etwas holperig als kuriose Juvenalie funktionieren.

Wirklich interessant sind die Filme von Wayne Sourbeer, einem Avantgarde-Filmemacher der 50er und 60er Jahre, der weder ästhetisch noch als Person viel mit den Hipstern jener Zeit zu tun hatte, und dessen Schaffen deshalb weitgehend in Vergessenheit geriet. Vielleicht ändert das diese Präsentation von Werken wie »Montage II: Ephemeral Blue« oder »Montage V: How to Play Pinball«. Wirkliche Marginalien, die aber das Cinephilen-Herz wild rasen lassen, sind Douglas Faibanks’ Testaufnahmen in Technicolor von Mary Pickford für den Film »The Black Pirate« (1926) oder Frank Richard Jones’ ebenfalls ­farbige Outtakes von »The Gaucho« (1927) — Ephemera, die einen träumen lassen, und doch viel über die Arbeit erzählen, die in die ­Herstellung eines Films geht.

eastman.org