Das Salz aus der Suppe

Unser Essen wird zu stark gesalzen. Das schadet uns — und dem Geschmack

Salz ist politisch. Als im vergangenen Jahr im Bundestagswahlkampf einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, dass Karl Lauterbach seit mehr als 30 Jahren »senza sale« lebt, schien jede Prise ein Statement. Der SPD-Politiker verzichtet aus gesundheitlichen Gründen auf Salz. Eine jüngst veröffentlichte Studie im European Heart Journal gibt ihm Rückenwind: Eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern beobachtete rund 500.000 Menschen über neun Jahre. Beim Blick auf die Ergebnisse wird manchem der Salzstreuer aus der Hand fallen: Männer im Alter von 50 Jahren kostet es 2,3 Lebensjahre, Frauen immerhin 1,5 Jahre, wenn sie ihr Essen nachsalzen. Wer seine statistische Lebenserwartung schon mit rotem Fleisch und rauen Mengen Alkohol nach unten drückt, hat die zwei Jahre womöglich nicht übrig.

Steckt in putzigen Salzstreuern in Form von Yin und Yang, Kätzchen oder Hennes, der Tod? Ist Salz der neue Zucker? Die Studienlage ist nicht eindeutig, die Wissenschaft sich uneins, in welchen Mengen Salz wie stark der Gesundheit schadet. Doch muss man nicht auf Evidenz in der medizinischen Forschung warten, um den Salzstreuer öfter stehen zu lassen. Denn Salz steht nicht nur im Verdacht, der Gesundheit zu schaden — sondern oft auch dem Essen.


Steckt in putzigen Salzstreuern der Tod?

In der Küche oder am Esstisch kommt Salz oft zum Einsatz, wo es Speisen gar nicht zuträglich ist. Vor allem raffinierte Salze, wie man sie in kleinen ­Packungen im Supermarktregal findet, überlagern häufig die Aromen der Zutaten. Zudem kann man auf Salz verzichten, wenn Lebensmittel bereits mit Salz verarbeitet wurden — in Sardellen, Salsiccia oder Parmesan. Auch Gemüse ist bisweilen salzhaltig. Vom ganz eigenen salzigen Geschmack von Spargel oder Brokkoli bleibt allerdings umso weniger übrig, ­

desto mehr Salz man dem Essen zusätzlich beigibt. Sogar bei Fleisch, das nicht nur von Promi-Köchen in Dubai nach der Zubereitung mit Salz bestreut und servierfertig gemacht wird, empfehlen Köchinnen und Köche frische Kräuter als gute ­Alternative — und wälzen Steaks oder Filets in Petersilie, ­Kerbel, Estragon und Petersilie.

So oft verschiedene Salze in Mahlzeiten ihre Berechtigung haben, so oft könnte man sich die Beigabe von Salz sparen. Man gewinnt an Geschmack im Essen — und nebenbei fällt vielleicht auch noch ein Lebensjahr ab.