Biergarten, Brennerei, Brauhaus und eine Brauerei im historischen Backsteingebäude: Nachdem die »Brauerei zur Malzmühle« die Brauerei Sünner übernommen hat, ist auf deren Gelände in Kalk eine Event-Location entstanden. Das Gelände wurde aufwändig umgestaltet, erweitert und umbenannt.

Paolo Richter, gelernter Bierbrauer,  führt durch die Gebäude. Zuerst geht’s ins Sudhaus im großen Backsteingebäude an der Kalker Hauptstraße, die man durchs Fenster sehen kann. Im Raum stehen drei große Kupfertanks aus dem Jahr 1858. Von 1830 bis 1858 sei Sünner am Rhein gebraut worden, sagt Richter: »Die Brauerei zog aber wegen des besseren Grundwassers und des nahe gelegenen Kohleabbaugebiets nach Kalk.« Fortan wird nun auch Mühlen in den historischen Räumen gebraut: die zwei ältesten Kölsch-Marken unter einem Dach. Genügend Kapazitäten gebe es, sagt Gastronomieleiter Moritz Tanha: »Man könnte hier wahrscheinlich noch zwei Brauereien mit reinpacken.«

Brauerei-Guide Richter führt weiter in den Verkaufsraum, den ehemaligen Technikraum. Hier steht die älteste Dampfmaschine Kölns, gut erhalten und grün gestrichen. Sie wurde im Rahmen der Neueröffnung freigelegt. ­Früher diente sie der Herstellung von Eisblöcken, um die Temperatur im Keller, wo das Bier gelagert wurde, niedrig zu halten. Neben Führungen werden hier nun Tastings und Seminare stattfinden, außerdem Workshops zum Bierbrauen und Schnapsbrennen. Man kann sich die vor Ort gebrauten Spirituosen abfüllen oder die Hopfenprodukte erwerben. »Durch die Fusion ist unsere ­Palette auf 13 Biere sowie einige ­Spirituosen und Limonaden gestiegen«, sagt Gastronomieleiter Tanha. »Eine neue Limonade und einen neuen Gin haben wir auch schon seit der Übernahme auf den Markt ­gebracht.« Sünner-­Spirituosen wie Gin, Wodka oder Wacholder werden ebenso auf dem Gelände der Brauerei hergestellt. »Das ist die einzige eingetragene Spirituosenbrennerei Kölns«, so Richter, seit 1830 brennt ­Sünner an diesem Ort selbst. Auch die zwei Spirituosen unter der Marke Mühlen sollen fortan hier entstehen.

Ein Gang aus rotem Backstein führt in den gewölbeartigen Keller, in dem früher das Bier gelagert wurde. Heute ist es ein Brauhaus, das deftige Kost und künftig ­neben Sünner auch das wenige Meter entfernt gebraute Mühlen serviert. Auch hauseigene Veranstaltungen finden hier statt. Das Bier wird nicht mehr im Backstein-Keller, sondern in den Räumen nebenan gelagert — zuerst in großen Gefäßen, die mit türkisfarbenen Fliesen verkleidet sind, dann in riesigen Stahltanks.

»Dadurch dass Mühlen jetzt in Kalk gebraut wird, wird es statt mit Rheinfiltrat mit dem Brunnenwasser aus dem Bergischen Land gebraut«, erklärt Gastronomieleiter Moritz Tanha. Es habe einige Monate gebraucht, mit ­diesem Wasser, das einen anderen Härtegrad als das Wasser der Innenstadt aufweise, ein Bier herzustellen, das denselben Geschmack besitze. Insofern habe sich — rein von den Zutaten — mehr an Mühlen als an Sünner verändert, so Tanha. Sünner bekommt hingegen vor allem ein neues Design. Das Logo in Fraktur weicht einem modernen Schriftzug, der Buchstabe Ü im Produktnamen erinnert an zwei Kölsch-Stangen, um es für eine junge Zielgruppe zu positionieren, so Tanha. Zudem werden die Spirituosen in Apo­thekerflaschen abgefüllt und die Produktpalette um ein helles Bier und ein Wiess erweitert.

Und was wird aus dem Gelände der Malzmühle am Heumarkt? »Der Standort ist aus allen Nähten geplatzt«, so Tanha. Mit dem Umzug des Brauereibetriebs nach Kalk, könne man dort nun die Kapazitäten für Gastronomie und Hotel erweitern. Klar, eine weitere Eventlocation im Herzen der Stadt ist viel wert. Gleichzeitig will man die neue »Brauwelt« als Ort für handgebrautes Bier und traditionelle Kölschkultur etablieren. »Dublin, München oder Prag — jede große Bierstadt hat ihre eigene Brauwelt«, sagt Gastronomieleiter Moritz Tanha. Da sei es nur logisch, dass es so was nun auch in Köln gebe.