Auch im Museum darf gelacht werden

Cinepänz for Future

Wandel, Empowerment und Partizipation beim Filmfestival für junges Publikum

Bei einem Kinderfilm aus Schweden denkt das erwachsene Publikum vermutlich an Astrid-Lind­gren-Verfilmungen. Aber Christian Los Komödie hat außer einer selbstbewussten Heldin wenig mit Pippi, Madita und Co zu tun. Los »Mini Zlatan und Onkel Darling« eröffnet die 33. Ausgabe von Cinepänz. Die Geschichte kreist um ein Mädchen namens Ella, das gerne Fußball spielt und von den Eltern vernachlässigt wird. Ella hat keine Freund:innen und ist nicht gerne bei ihrer Großmutter — dafür hat sie einen absoluten Lieblingsonkel. Ja, am liebsten würde Ella ihre gesamte Freizeit mit Tommy verbringen — in seiner Gegenwart wird der schnödeste Alltag zum abenteuerlichsten Vergnügen. Queere Lebensmodelle und zeitgemäß überwundene Geschlechterzuschreibungen werden hier nicht problematisiert, sondern sind ebenso »normal« wie auch die Konflikte, die es natürlich gibt, und die der Handlung den nötigen Pfiff verleihen. Plötzlich tritt mit Steve der neue Lebensgefährte Tommys auf und bedroht aus Ellas Sicht die schöne quality time mit dem Onkel. Mit Hilfe eines ebenso einzelgängerischen Jungen, der allmählich zu ihrem besten Freund wird, heckt Ella Bösartigkeiten aus, um Steve aus Tommys Leben zu vertreiben. So werden nebenbei Mobbing und Eifersucht in den Plot integriert, der auch mit Situationskomik unterhält.

Diese smarte Fiktionalisierung von Lebenswirklichkeiten, in denen etwa der Klimawandel und damit einhergehende Ernährungsfragen ohne moralinsaure Zusatzstoffe behandelt werden, ist der gelungene Auftakt zum durchweg spannenden Wettbewerb des Filmfestivals für junges Publikum. Für Abwechslung und Mitmach-Spaß ist schon am Sonntag des Eröffnungswochenendes gesorgt, wenn im Odeon vier Animationsfilme laufen und im Foyer eine Trickbox ausprobiert werden darf. Wie die Story von »Mini Zlatan und Onkel Darling« andeutet, zieht sich das Thema »Zeit der Veränderung« durch die fünf Sektionen des Cinepänz-Programms, zu dem auch in diesem Jahr ein breites Angebot von Workshops gehört. So gibt es die Möglichkeit, im Animationsstudio der KHM selbst Trickfilme zu produzieren, und natürlich besteht die Jury aus Nachwuchs-Filmkritiker:innen. Auch in einer Welt im Wandel gehört das Kino zur Entdeckung und Gestaltung eben dieser Welt.

Cinepänz, das Filmfestival für junges Publikum, Sa 19.11.–So 27.11. Mehr zu Programm und Spielstätten unter cinepaenz.de