Nostalgie mit Bistro-Küche: Daniel Rabe im neuen Palmengarten

»Hier passt ein ehrliches Teller­gericht hin«

Reja und Daniel Rabe über ihre Neu­eröffnung in der ­alten Stadthalle Mülheim, fancy Event-Locations und Gäste aus Rodenkirchen

Frau Rabe, Herr Rabe, der »Pal­men­garten« war schon früher ein Restaurant, 20 Jahre lag der Ort brach. Wie lange dauerte die Renovierung?

Reja Rabe: Nur vier Wochen! Einiges war nämlich noch da: die Segel unter der Decke, der Fußboden, die komplette Bestuhlung und einiges an Mobiliar. Wir haben gestrichen, tapeziert, mit Blumen dekoriert, aber wir mussten nicht komplett sanieren.

War klar, dass es retro werden soll?

Daniel Rabe: Bei all unseren Projekten haben wir bei den denkmal­geschützten Objekten die alten Merkmale hervorgehoben. Neues hereinzustellen, fänden wir schräg.

Die Speisekarte ist schlicht — und auch etwas retro.

Daniel Rabe: Wir hatten das Gefühl, dass ein ehrliches Tellergericht hier hinpasst. Es gibt auch keine richtigen Vorspeisen, nur Kleinigkeiten. Eine klassische ­Menüfolge wollten wir nicht. Die Leu­te können einfach Currywurst essen oder etwas Netteres, das an französische Bistro-Küche angelehnt ist. Es ist aber bewusst einfach gehalten, damit es für jeden ist.

Was reizt Sie an nostalgischen Orten?

Daniel Rabe: Wir wohnen auch so! Wir gehen oft auf Trödel- und Floh­märkte in Belgien oder Frankreich. Wir haben zu vielen Trödlern gute Kontakte und schauen immer mal wieder deren Sachen durch. Das ist das, was uns Spaß macht. Hinter der Bühne der Mülheimer Stadthalle sind übrigens noch alte Seilzüge aus den 60er Jahren! Die Technik muss aufgerüstet werden, aber das muss immer erhalten bleiben. Auch der Fußboden in der Halle ist von 1961. Das darf nie raus, das wäre verrückt!

Was bedeutet es, Gastronomie in Mülheim zu eröffnen?

Daniel Rabe: Ich bin hundert Meter von hier zur Schule gegangen und habe immer auf der Schäl Sick gewohnt, die letzten Jahre aber nicht mehr. Meine Familie wohnt komplett hier, in Dellbrück, Holweide, das war immer mein Lebensmittelpunkt. Mülheim ist ein ehrliches Viertel. Ich liebe zwar die Südstadt, gastronomisch machen wir das total gerne, aber das ist halt eine krasse Blase. Mülheim hingegen ist wie Kreuzberg vor 15 Jahren, vieles muss sich noch einander nähern: Es gibt die höchsten Quadratmeterpreise und gleichzeitig verrottete Ecken.

Die »Bagatelle V« in Ehrenfeld haben Sie wieder geschlossen, nun eröffnet das »Bagatelle Bistro im Palmengarten« und schließt die »Bagatelle Bar« in der Südstadt. Ist das ein Muster?

Daniel Rabe: Wir haben uns von zwei Betrieben verabschiedet, weil wir die Stadthalle übernommen haben, man kann nicht alles machen. Wir koordinieren zu zweit das Tagesgeschäft, schreiben Speisekarten, das volle Programm. Mehr geht nicht. Wir werden uns reduzieren, damit wir hier unsere Energie reinsetzen können.

Wenn Sie die nächste Bagatelle eröffnen könnten, wo wäre das? In der Bastei, im Colonius oder im Turm der alten Messe?

Daniel Rabe: (lacht) Diese fancy Event-Locations ... Weder noch! Alles, was wir gemacht haben, war im Veedel. Das merkst du auch hier, wir haben eine abgerockte Halle übernommen. Die Bastei ist total schön und oldschool, aber das sind nicht wir.

Reja Rabe: Im Fernsehturm gibt es keinen Außenbereich, aber wir wollen immer einen Biergarten. In den Turm der alten Messe kannst du eine Event-Location machen, aber eine »Bagatelle« muss immer ins Viertel, zu den Leuten! Da muss man vorbeigehen können.

Und wenn Sie das Bagatelle-Universum um eine Küchenrichtung erweitern könnten?

Daniel Rabe: Dann Kleinigkeiten aus Österreich!

Reja Rabe: Wir haben mal Österreichisch versucht und sind ziemlich gescheitert. Das war in der »Bagatelle Bar«, hieß »Sisi und Franz«. Hat drei Monate gehalten.

Daniel Rabe: Wir haben gesagt, wir machen es basic. In Köln gibt es österreichische Küche auf recht hohem Niveau in ein paar Läden. Die Gäste kamen aber nicht mehr aus der Südstadt zu uns, sondern aus Roden­kirchen. Die hatten einen anderen Anspruch, hätten auch einen Zehner mehr bezahlt, aber das passte nicht.

Reja Rabe: Aber die Erfahrung war lustig.

Bagatelle Bistro im Palmengarten

Stadthalle Mülheim, Jan-Wellem-Str. 2
Tel. 01522/834 79 27
palmengarten.koeln
Ö: 17–23, So ab 15, R: Samstag