Autos statt Gedenkstätte: Ehemaliges SA-Lager, hier noch vor dem Abriss

Zu wenig, zu spät

Die Pläne der Stadt Köln für ein Gedenken an NS-Opfer in Gremberghoven sind unausgegoren

0:00Das ehemalige SA-Lager am Hochkreuz in Gremberghoven ist eines der wenigen, das zum Teil noch erhalten ist. Schon ab Juli 1933 folterten dort SA-Mitglieder Menschen, auch ohne dass dies angeordnet worden war. Doch das Gelände soll keine Gedenkstätte werden. Dem Kulturausschuss ­genügte Ende Januar eine entsprechende Mitteilung der Verwaltung, wonach kein Denkmalschutz zu begründen sei.

Statt­dessen soll dort die Frankfurter Straße von zwei auf vier Spuren verbreitert werden, damit der Autoverkehr fließt (siehe Stadtrevue 2/2023). Zu diesem Zweck hat die Stadt jenen Teil des Areals gekauft, der entlang der Frankfurter Straße verläuft. Das übrige Gelände ist im Besitz des Immobilienentwicklers OSMAB, der dort ­bereits im Januar die Gebäude ­abreißen ließ, darunter jenes, in dessen Keller die ­Folterungen stattfanden.

In Porz hatte sich daraufhin die Initiative »Porzerinnen und Porzer für eine Gedenkstätte« ­gegründet. Deren Mitbegründer Klaus Schäfer hatte dem NS-Dokumentationszentrum bereits Ende vergangenen Jahres eine Ortsbegehung nahegelegt. Dort reagierte man aber erst mit einer Verspätung von zwei Wochen: Als die Delegation eintraf, war ein Teil der Gebäude schon abgerissen; man fragte daraufhin Schäfer per E-Mail an, ob er noch Fotos der Gebäude habe.

Die Gebäude auf der städtischen Fläche waren bei Redaktionsschluss noch erhalten, darunter ein Pförtnerhaus, in dem Verhöre stattfanden und das die Initiative als Ausstellungsraum vorschlägt. Doch OB Henriette Reker und ihr Kulturdezernent Stefan Charles hatten bereits mitgeteilt, auch diese seien schon abgerissen. Die Stadt scheint den Überblick verloren zu haben.

Das zeigte schon ein Schreiben des Stadtkonservators, das der Stadtrevue vorliegt und  aus dem hervorgeht, dass bereits Mitte 2018 der Abriss beschlossen war, aber auch eine Form des Gedenkens erarbeitet werden sollte, was freilich bis heute nicht geschehen ist.

Angekündigt ist nun eine Vortragsveranstaltung zum Thema, anschließend werde man »interessierte Bürger*innen einladen, sich an der Diskussion über die Ausgestaltung eines Erinnerungszeichens zu beteiligen«, so OB ­Reker in einem Schreiben an die Initiative.

Wie aber mit »analogen und digitalen Mitteln« an einer vierspurig ausgebauten Straße ein angemessenes Gedenken erreicht werden soll, bleibt offen. Auch Nachfragen von CDU und Grünen Anfang Februar in der Bezirksvertretung Porz, wie die Menschen in Porz beteiligt werden sollen, konnte die Stadt bislang nicht ­beantworten.