Neue Gespräche, alter Zustand: Otto-und-Langen-Quartier

Fassungslos im Stillstand

Kölner Kulturpolitiker:innen drängen darauf, den Leerstand im Otto-und-Langen-Quartier zu beenden

Es klingt martialisch: Eine »Task Force« soll dafür sorgen, dass endlich wieder Leben in die Industriegebäude an der Deutz-Mülheimer Straße einzieht. Gemeint sind zunächst wohl regelmäßige Treffen zwischen Stadtverwaltung und Nutzer:innen in spe. ­Offenbar steigt der Druck, eine Lösung zu finden. Das liegt auch an einer neuen Stelle in der Stadt­verwaltung.

Das als Otto-und-Langen-Quartier bekannte Ensemble liegt zwischen anderen Entwicklungsflächen im Mülheimer Süden, Schauplatz von Strukturwandel und, wie es manche ausdrücken, Marktversagen. Immobilienentwickler versprechen seit Jahren neue Wohn- und Geschäftsquartiere. Gebaut ist bislang wenig. Denkmalgeschützte Gebäude ­verfallen, Unkraut wuchert dort, wo die Abrissbagger schon tätig waren, und in der Stadt fehlen weiterhin bezahlbarer Wohnraum und Räume für Kunst und Kultur.

Die Stadt Köln hat vor einem Jahr einen Teil des Otto-und-Langen-Quartiers erworben. Obwohl sich die Politiker:innen einig sind und die Stadt als Eigentümerin fast alle Fäden in der Hand hat, gibt es immer noch keine Perspektive. »Der Leerstand muss beendet werden«, fordern die Kreativen von »Raum 13«, die die Räume der »ersten Gasmotorenfabrik der Welt« über mehr als zehn Jahre zum »Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste« umgewandelt hatten. Sie wollen zurück auf das Gelände, von dem sie der vorherige Eigentümer vertrieben hatte.

Auch eine weitere Künstler:innengruppe sucht im Mülheimer Süden nach einer Bleibe. Die ­»Hafenakademie« muss ihr Gebäude auf einem nahen Baufeld räumen und hatte sich nach Räumen im Otto-und-Langen-Quartier er­kundigt. Die Stadt verwies auf die ­Verhandlungen mit Raum 13.

Gegen eine Nutzung wie vor der Räumung sprechen laut Stadtverwaltung Vorgaben zum Brandschutz und zur Verkehrssicherheit. Nach langwierigen Verhandlungen sind die Intendant:innen und Geschäftsführer:innen Marc Leßle und Anja Kolacek von Raum 13 zuversichtlich, auch dank eines Treffens mit der erwähnten Task Force. Seit kurzem kümmert sich das Kulturraummanagement, ein Team des Kulturdezernenten Stefan Charles, um mehr Räume für Kreative. »Die Gespräche haben sich verändert, seit es als moderierende Schnittstelle beteiligt ist«, sagt Leßle.

Das entspricht dem Wunsch der Politiker:innen. Im Kulturausschuss setzten SPD, Linke und FDP Ende Januar eine Aktuelle Stunde durch. »Es gibt ein klares Votum, das Kulturamt in solchen Fragen zu stärken«, so Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD. Sie spricht von Fassungslosigkeit angesichts des bisherigen Stillstands. Die neue Stelle könne ­helfen, Kulturschaffende in der Stadtentwicklung stärker zu berücksichtigen. Lorenz Deutsch, für die FDP im Kulturausschuss, weist auf den Widerspruch hin, dass sich das Grundstück in öffentlicher Hand befinde, aber noch nie so wenig öffentlich zugänglich ­gewesen sei. Für seine Fraktion ­äußert Deutsch den Wunsch, dass Kultur einen Platz finde und Stadtentwicklung auch anders gedacht werden müsse als von den Investoren, die ihre Grundstücke »rechts und links brach liegen lassen«.

Michael Weisenstein von der Linken ist skeptisch. »Das Ratsbündnis ist einfach nicht in der Lage, die Dezernenten so ­anzuweisen, dass der politische Wille umgesetzt wird«, sagt er mit Blick auf Grüne, CDU und Volt. Der ­Wille zur Veränderung fehle, die Interessen möglicher Investoren stünden dem entgegen. Andere warnen davor, das neue Kultur­raum­­management angesichts des großen Bedarfs und der mächtigen konkurrierenden Interessen mit Erwartungen zu überfrachten. Mit der Erlöserrolle sei es sicherlich überfordert, so ein Ausschussmitglied.