Radikal subjektiv und poetisch: »Alaska« von Dore O.; © R. & J. Nekes

Bruch mit Konventionen

Ein Buch und ein Filmabend ehren die im letzten Jahr verstorbene wegweisende Mülheimer Filmemacherin Dore O.

Die Filmemacherin Dore O., beheimatet in Mülheim an der Ruhr, wurde in den 60er Jahren zur Protagonistin einer neuen deutschen Filmavantgarde und damit in der Folge auch zur Wegbereiterin einer modernen Experimentalfilmkunst, wie es sie in Deutschland vorher nicht gegeben hat. Ihre Filme stehen für einen fundamentalen Bruch mit den Konventionen filmischen Erzählens und beeindrucken durch eine radikal-subjektive Ausdrucksweise und enigmatische Poesie.

Der Verband der deutschen Filmkritik zeichnete sie deshalb Anfang vorigen Jahres mit dem Ehrenpreis der deutschen Filmkritik aus. Weil Dore O. tragischerweise kurz danach starb, konnte die Preisverleihung in Köln leider nur postum stattfinden. Eine Laudatio hielt die Filmwissenschaftlerin Masha Matzke, die bei der Deutschen Kinemathek Berlin verantwortlich zeichnet für die sorgfältige Restauration von Dore O.s Filmen und die auch die Kuratorin weltweit stattfindender Werkschauen ist, mit denen die Filme von Dore O. aktuell wieder einem Publikum zugänglich gemacht werden.

Im Kölner Verlag Strzelecki Books erscheint jetzt das von Masha Matzke in Zusammenarbeit mit dem Filmbüro NW herausgegebene Buch »Figures of Absence: The Films of Dore O.«. Das auf Englisch verfasste Werk ist die erste umfassende Monographie, die dem filmischen Werk von Dore O. gewidmet ist. Auf rund 250 Seiten finden sich essayistische Beiträge, Interviews, Filmbesprechungen und Analysen. Wiederveröffentlichte Texte, deren Entstehung die Zeit von 1968 bis 2013 umspannt, stehen neben neuen Texten, die in den vergangenen Jahren entstanden im Rahmen der von Masha Matzke kuratierten Werkschauen und als Original-Beiträge zu ihrem Buch.

Der opulente Bildteil des Buches lässt Dore O.s Filmkunst augenfällig werden und ist ein nicht zu übersehender Beleg dafür, wie sehr das Buch als liebevolle Hommage an eine große Künstlerin zu lesen ist. Mit ihrer Erinnerung an eine fast schon in Vergessenheit geratene filmhistorische Grundlegung für ein »Women’s Experimental Cinema« lässt sich die Monographie jedoch auch als ein filmpolitisches Statement verstehen. Die leidenschaftliche Obsession, mit der das Buch herausgebracht wurde, ist in jedem Detail spürbar. 

Sa 13.5., Filmhaus, 18 Uhr: Buchpräsentation und Vorführung von drei Filmen von Dore O.: »Alaska« (1968), »Lawale« (1969) und »Blonde Barbarei« (1973)