Ehe als Zwangssystem: Emilia Roig

Festival multipler Krisen

Ehe, Arbeit, Fossilwirtschaft — die Phil.Cologne stellt unsere Gegenwart auf den Prüfstand

»Mehrlust« — so zieht der slowenische Philosoph Slavoj Žižek in seinem neuen Buch Marx’ »Mehrwert« und Freuds »Lustgewinn« zusammen, um den Widersprüchen der kapitalistischen Konsumgesellschaft analytisch auf die Schliche zu kommen. Emilia Roig erhitzt mit ihrem Buch »Vom Ende der Ehe« die Gemüter, indem sie fragt, wie die Ehe subtil sexistische Machtstrukturen zementiere. Peter Sloterdijk zieht in seiner jüngsten Schrift »Die Reue des Prometheus — Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung« eine Linie vom antiken ­Mythos zur globalen Fossilwirtschaft, die Gas und Öl verfeuert und damit auch die eigenen biophysikalischen Lebensgrund­lagen.

Sie alle kommen nun nachKöln, denn vom 6. bis 13. Juni öffnet die Phil.Cologne ihre Türen, das größte Philosophie-Festival Deutschlands. »Krieg, Klimakrise, Künstliche Intelligenz — in der wohl unstetigsten Episode der Nachkriegszeit ist die Politik mit fundamentalen Herausforderungen konfrontiert«, heißt es in der Pressemitteilung. »Für die Entwicklung neuer, gesellschaftlich tragfähiger Lösungen ist der Austausch mit führenden Denker:innen ebenso elementar wie die Einbeziehung der Öffentlichkeit.«

Auffällig ist diesmal, wie viele Politiker:innen im umfangreichen Programm zu finden sind. Bundes­kanzler Olaf Scholz (SPD) spricht am 12. Juni mit dem Philosophen Axel Honneth über den Zusammenhang von Arbeitsverhältnissen und Politik- und Demokratieverdrossenheit. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) trifft am 9. Juni auf Peter Sloterdijk, und die stellvertretende grüne NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur fragt am 11. Juni mit Stephan Grünewald vom Kölner Rheingold-Institut nach Zuversicht in der sozial-ökologischen Transformationsgesellschaft. Sahra Wagenknecht (Linke) und Per Leo diskutieren am 13. Juni über die gespaltene politische Linke.

Aber auch internationale ­Gäste werden erwartet. Mit Zhao Tingyang reist einer der bedeutendsten chinesischen Philosophen der Gegenwart nach Köln, und die polnische Literatur­nobel­preis­trägerin Olga Tokarczuk hat ihren neuen Roman »Empusion« im Gepäck.

Mit »Blick nach vorn — Wie uns Wandel gelingt« begleitet WDR5 das Festival mit Live-Radio­sendungen. Schüler:innen ist das Kinder- und Jugendprogramm »KlasseDenken« gewidmet.

6.–13. Juni, diverse Orte
philcologne.de