Liv Strömquist: »Astrologie«

der Buchtipp von Christian Werthschulte

Klar, Astrologie ist Quatsch. Das wissen irgendwie alle, aber trotzdem erfreut sich die Sternzeichenkunde gerade bei Menschen zwischen 25 und 40 Jahren einer gewissen Beliebtheit zur Ad-Hoc-Erklärung der Persönlichkeit. Liv Strömquist treibt dies in ihrem neuen Comic-Band auf die Spitze. Für jedes Sternzeichen findet sie ein prominentes Beispiel: Fantasy-Autor J.R.R. Tolkien wird in seinem Welterfindungswahn zum »sturen Steinbock«, die boyfriend-wechselnde Sängerin Taylor Swift zur prototypischen Schützin. Das ist nicht nur unterhaltsam, sondern dank der vielen historischen Anekdoten auch lehrreich. Strömquists neuerdings colorierte Panels geben dem Ganzen den Charme von 90er-Jahre-Punk-Comics und ihrer Mischung aus Pop-Art und Gegenöffentlichkeit. Ans Ende ihrer Sternzeichen-Parade hat Strömquist einen Comic-Essay gestellt, der mithilfe von Kritischer Theorie, Psychoanalyse und zeitgenössischer Soziologie erklärt, was der Sternzeichen-Hype mit Prekarität und den daraus resultierenden Ängsten zu tun hat. Ach so, Strömquist selbst ist übrigens Wassermann: eine Mischung aus verrückt und besserwisserisch. Wie dieser Comic.

Avant Verlag, 176 Seiten, 22 Euro