Hier stapeln sich die Ratsbeschlüsse, und manchmal wird einer vergessen: Stadthaus in Deutz

Irgendwann ist auch mal Feierabend

Schon wieder holt Köln das Erbe des Esch-Oppenheim-Klüngels ein

Dass in Deutz das Stadthaus für die Verwaltung steht, das liegt am Oppenheim-Esch-Fonds und der SPD/CDU-Koalition der 90er Jahre. Die fand es gut, mit dem Fonds Geschäfte zu machen. Der baute den Klotz da hin und vermietete ihn dann an die Stadt: für 30 Jahre, ziemlich teuer und ohne, dass sich der Vermieter sich kümmern musste. Was kaputt geht, sich ­abnutzt, nicht mehr richtig funktioniert, muss die Stadt Köln selbst reparieren. Mittlerweile, so schätzt man, würde es rund 200 Mio. Euro kosten, das Gebäude wieder ordentlich herzurichten. Blöder Mietvertrag, klar.

Einerseits. Andererseits aber ist ja schön, wenn ein Großteil der Stadtverwaltung zusammen in ­einem Gebäude untergebracht ist.  Man kann mit den Kollegen aus den anderen Ämtern im »Henkelmännchen« Mittag machen, es gibt sogar vegane Angebote. Nun läuft aber der Mietvertrag ­Anfang 2029 aus, und es gibt eine Option, das Stadthaus zu kaufen. So war es damals vereinbart und vom Stadtrat  beschlossen worden.

Klar, da ist das viele Geld um  alles wieder in Schuss zu bringen. Aber für 200 Mio. Euro könnte man das Gebäude kaufen — und müsste nie mehr Miete zahlen! Und dass alle zusammen ausziehen und was Neues finden? Kaum vorstellbar. Es ist ja schon schwierig genug, als Familie eine bezahlbare Vier-Zimmer-Wohnung in Köln zu bekommen. Wäre also vielleicht doch nicht schlecht, in Deutz zu bleiben. An der Lage ist ja nichts ­auszusetzen, und wer ganz oben ­seinen Arbeitsplatz hat, kann schön weit aus dem Fenster ­gucken.

Die 200 Millionen ließen sich aufbringen. Denn die Stadt hat über die Jahre eigens Rücklagen für den möglichen Hauskauf ­gebildet. Doof ist jetzt nur Folgendes: dass es die Kaufoption doch nicht gibt! Das hat man vor kurzem entdeckt und fiel aus allen Wolken: Der Rat hatte das doch 1995 beschlossen! Doch irgendwer hat vergessen, dieses Vorkaufsrecht im Grundbuch ­einzutragen! Ja, wo gibt es denn so was? In Köln.

Nun ist es im Stadtrat üblich, ­darüber zu schimpfen, dass die Verwaltung Ratsbeschlüsse nicht umsetze. Aber es sind nun mal auch so viele! Alles stapelt sich auf den Schreibtischen, und irgendwann ist auch mal Feierabend! Aber manche Versäumnisse sind doch ärgerlicher als andere. Zum Beispiel das jetzt. Ob der Ratsbeschluss damals absichtlich oder aus Schusseligkeit nicht umgesetzt wurde? Spannende Frage. Beides würde in Köln ­niemanden verwundern.

Oberstadtdirektor war damals Lothar Ruschmeier von der SPD. Ihn kann man nicht mehr fragen, er starb 2012. Und lebte er noch, würde er womöglich nicht viel zur Aufklärung beitragen können — oder wollen. Denn nach Ende seiner Amtszeit wechselte Ruschmeier binnen weniger Tage von der Kölner Verwaltungsspitze zu jenem Fonds, der das Stadthaus baute. Ruschmeier pflegte also ­bereits während seiner Amtszeit gute, aber womöglich für die Stadt nachteilige Kontakte zu den Fondsmanagern.