Keine Großmarktfantasien

Der Großmarkt steht vor dem Aus. Verantwortlich dafür sind Stadt und Politik

Mitte Juni beschloss der Stadtrat, was ohnehin längst feststand: Der Großmarkt wird an seinem jetzigen Standort in Raderberg nicht länger als bis Ende 2025 bleiben. Wenn sich die Kölner Politik ihrer eigenen Entscheidungen versichern muss, ist das in der Regel ein schlechtes Zeichen. Das ist auch beim Großmarkt nicht anders.

Bereits 2007 hat der Rat beschlossen, dass der Großmarkt Platz für das Quartier »Parkstadt Süd« machen und als »Frischezentrum« in Marsdorf wiedereröffnen soll. Dass dieser Plan nicht zu halten ist, ist seit langem klar. Zudem möchte der 1. FC Köln in Marsdorf ein neues Trainingszentrum bauen. Stadt und Teile der Politik finden, die Fläche sei groß genug für beide Projekte, die Händler sehen das anders. Zudem fehlt ein Betreiber für das neue Frischezentrum. Die Händler wollen, dass die Stadt einsteigt, die aber hält den Großmarkt für nicht wirtschaftlich, und sucht einen externen Betreiber ­— ohne Erfolg. Die Situation ist verfahren, während das Ende in Raderthal immer näher rückt. Am 31. Dezember 2025 enden die letzten Pachtverträge.

Eine Verlängerung wird es nicht geben. Das entschieden CDU und Grünen ohne die Stimmen ihres Bündnispartners Volt im Juni. Sie lehnten einen Antrag von SPD, Linken und FDP ab, den Betrieb am jetzigen Standort bis 2028 weiterlaufen zu lassen. Stattdessen soll ein Arbeitskreis ein Konzept für ein Frischezentrum erarbeiten und man will einen Interims-Standort suchen. Das Offensichtliche spricht niemand aus: Der Großmarkt steht durch jahrelanges Zaudern von Politik und Verwaltung vor dem Aus und mit ihm gewachsene Strukturen der Lebensmittelversorgung.

Politik und Verwaltung haben es mittlerweile über ein Jahrzehnt lang verpasst, eine Idee davon zu entwickeln, welche Bedeutung ein Frischezentrum in der Zukunft für Köln haben könnte und welches Konzept es bräuchte, damit es zu einer nachhaltigen Versorgung mit Lebensmitteln beiträgt. Zwar beschloss Köln eine »kommunale Ernährungsstrategie«, sie mit dem Schicksal des Großmarkts zu verbinden, war allenfalls im Hintergrund  ein Thema. Man hätte den Händlern Vorgaben machen können: Forellen aus dem Bergischen Land, Tomaten aus Pulheim oder Käse aus der Eifel anzubieten. ­Anstelle von Langusten, Papayas und Artischocken. Nun ist wahrscheinlich, dass gewachsene Strukturen der Lebensmittelversorgung in Köln verschwinden werden. Sie wieder aufzubauen, würde lange dauern.