Schnell aus der Puste: Harrison Ford

Indiana Jones und das Rad des Schicksals

James Mangold inszeniert die Abenteuergeschichte kompetent, aber seelenlos

Wenn Steven Spielberg keine Lust mehr hat, einen »Indiana Jones«-Film zu drehen, hätte Disney sich fragen sollen, ob es langsam genug ist. Zumal der nicht zu ersetzende Darsteller des Titelhelden mittlerweile achtzig ist. Harrison Ford mag für sein Alter zwar sehr fit sein, aber mehr als drei, vier Meter rennen, ohne aus der Puste zu geraten, ist nicht mehr drin. Ausgiebige Actionszenen oder andere physisch anstrengende Szenen sind mit diesem Hollywood-Urgestein also nicht mehr zu realisieren.

All das hindert den Disney-Konzern selbstverständlich nicht, eine seiner wichtigsten und erfolgreichsten Marken noch einmal zu melken. Das Ergebnis hat eigentlich alles, was man von einem Indiana-Jones-Film erwartet: die Peitsche, den Hut, Abenteuer, wechselnde exotische Schauplätze, mystische archäologische Artefakte und natürlich Nazis. Angesichts eines Budgets von rund 300 Millionen Dollar und des soliden Handwerkers James Mangold (»Le Mans 66«) auf dem Regiestuhl sieht das alles prima aus, schnurrt wie eine gut geölte Maschine fast zweieinhalb Stunden vor sich hin — und ist fast vollständig seelenlos.

Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt die Geschichte, die Nazis in Gestalt des Wissenschaftlers Jürgen Voller suchen ebenso wie Indiana Jones nach dem »Antiky­thera«, einen vom griechischen Mathematiker Archimedes entworfenen Mechanismus, der Zeitreisen ermöglichen soll. 1969 geht die Jagd weiter, Jones wird jetzt unterstützt von seiner Patentochter Helena, die einen Sidekick mitbringt, der nicht wie früher Short Round, sondern Teddy heißt und nicht asiatischer, sondern arabischer Herkunft ist. Es ist nicht der einzige Verweis auf die Trilogie aus den 80er Jahren, doch die Magie jener postmodernen B-Pictures, voller haarsträubender Abenteuer in exotischen Schauplätzen und einem Hauch von religiösem Mystizismus, lässt sich nicht am Reißbrett entwerfen.

Allein in den letzten 20 Minuten wagt dieser Film eine kurze, wahnsinnige Wendung, die fast für das zuvor Gesehene entschädigt. Aber auch nur fast, denn meist bestätigt auch »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« die These, dass Nostalgie zwar Geld einbringt, aber Originalität abtötet. 

(Indiana Jones and the Dial of Destiny) USA 2023, R: James Mangold, D: Harrison Ford, Mads Mikkelsen, Phoebe Waller-Bridge, 142 Min.