Wo sind sie geblieben? Ein Strategiewechsel, Foto: Tima Miroshnichenko/Pexels

Neue Allianzen

Strategien gegen Publikumsschwund: Warum fühlen sich so viele vom Theater nicht angesprochen?

Schleppende Kartenverkäufe und leere Sitzplätze in den Rängen: Seit dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie wird in den Theatern über das Ausbleiben der Besucher*innen diskutiert, über die Gründe, warum sie nicht kommen — oder nicht mehr so zahlreich wie früher. Sind die Eintrittspreise zu teuer? Liegt es am Stück, das nicht neugierig macht? Oder eilt dem Theater ein elitärer Ruf voraus, der manche abschreckt? Verschiedenste Strategien wurden — und werden noch immer — ausprobiert, um dem Publikumsschwund entgegen zu wirken, etwa mit vergünstigten Abonnementpreisen, der Gründung von Publikumsbeiräten oder Diskussionsveranstaltungen.

Neue Allianzen schmieden, das möchte auch der Deutsche Bühnenverein künftig. Im Mai 2023 hat er unter dem Motto »New Alliance« ein bundesweites Projekt gestartet, dessen Ziel es ist, mehr darüber zu erfahren, weshalb Menschen in Theater und Konzerthäuser gehen oder was sie davon abhält. »Es reicht schon lange nicht mehr aus, einfach davon auszugehen, dass das Publikum schon kommt«, sagt Bühnenvereinspräsident Dr. Carsten Brosda. »Die Bühnen müssen sich aktiv um ihre Besucher*innen kümmern — und dabei die ganze gesellschaftliche Vielfalt in den Blick nehmen.« Insgesamt neun Theater beteiligen sich an dem Pilotprojekt, in Nordrhein-Westfalen sind die Wuppertaler Bühnen dabei. Gemeinsam mit Partner*innen aus dem Kunstmanagement und Unternehmensberatung wird im Rahmen von »New Alliance« eine Publikumsbefragung erarbeitet und anhand der hier gewonnenen Erkenntnisse neue Strategien für die Häuser entwickelt. Die ersten Ergebnisse des Projekts sollen im Frühjahr 2024 vorgestellt werden und dann auch hoffentlich innovative Antworten auf die Frage geben, mit der Carsten Brosda das Projekt kommentierte: »Wie können wir künftig gerade auch diejenigen mit auf diese Reise nehmen, die sich heute noch nicht angesprochen fühlen?«

Laut der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 2021/22 hat sich die Situation immerhin verbessert: Wie in jedem Jahr hatten 440 Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Zahlen eingereicht — das Ergebnis: Um rund 400 Prozent ist die Zahl der Besucher*innen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, allerdings hatten damals die Bühnen auch über Monate hinweg geschlossen. Dass wieder mehr Publikum ins Theater kommt, bleibt in jedem Fall zu wünschen.