Sheila Heti »Reine Farbe«

Ein Buchtipp der Stadtrevue

Es gibt vieles in Sheila Hetis viertem Roman, das einen etwas ratlos zurücklässt. Ist es ein Künstlerroman über ein Leben als Kritikerin? Ist es eine Meditation über den Verlust eines geliebten Menschen? Oder ein Versuch in magischer Albernheit? »Reine Farbe« ist genau das — alles zusammen. Mira besucht ein College für Kunstkritik zu einer Zeit, als diese noch nicht im Internet geschrieben wurde.

Dabei verliebt sie sich in eine Mitschülerin, verbringt zu viel Zeit auf Partys und widmet sich den Nebensächlichkeiten und Eitelkeiten des Kulturbetriebs. Darüber vernachlässigt sie den Kontakt mit ihrem kranken Vater, was zu großen Schuldgefühlen nach seinem Tod führt. Heti macht aus dieser Konstellation eine Parabel über den Stellenwert von Kunst und zwischenmenschlichen Beziehungen, die auch ins Innere eines Laubblattes führt.

In diesen Momenten zeigt sich Hetis großes Talent, Fragen nach Sinn und Spiritualität mit eher deftigem Humor zu stellen. Denn wann hat man schon mal gelesen, dass das Uni­versum seinen Geist in eine Haupt­figur ejakulierte?

Rowohlt, 224 Seiten, 24 Euro