Teamwork abseits der Blockbustermaschinerie

Applaus aus den Kinos

Fünfzehn Jahre Emotion, Empathie und Relevanz: mindjazz pictures feiert Jubiläum

Im Ladenlokal in der Ehrenfelder Geisselstraße fällt der Blick zunächst auf eine beeindruckende DVD-Sammlung links und rechts an den Wänden. Holger Recktenwald hat mindjazz pictures vor 15 Jahren mit Manuel Stremmel gegründet: »Wir hatten ein Faible für andere Dokumentarfilme als die, die auf dem Markt waren«, erzählt Recktenwald. Los ging es mit »Der Weg nach Mekka« über den zum Islam konvertierten Juden Leopold Weiss. Auf besondere Biografien stößt man im Programm immer wieder, Filme wie »L`Chaim — Auf das Leben!«, in dem es um die Traumata und den Humor der Überlebenden der Shoah und ihrer Angehörigen geht. Oder »An Ecology Of Mind« über den utopischen ­Denker Gregory Bateson. Eine Art Stammplatzgarantie im Verleih haben Fußballfilme, beispielsweise »Tom meets Zizou« über den ehemaligen Kölner Profi Thomas Broich oder »Das Wunder von Taipeh« über die Anfänge des Frauenfußballs in der BRD.

Stark vertreten im Katalog sind zudem Filme über Kunst und Künstler*innen-Porträts. In diese Kategorie fällt »Vienna Calling« des Wahlkölners Philipp Jedicke, der die Wiener Musikszene in den Blick nimmt und im November startet.

Mehr als hundert Filme haben die Kölner inzwischen herausgebracht. Für diese Leistung hat mindjazz pictures Ende August den mit 75.000 Euro dotierten Verleihprogrammpreis des Bundes erhalten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte die Verdienste »für den kulturell wertvollen Film abseits der großen Blockbustermaschinerie«. Doch noch über etwas anderes freute sich das Team um Holger Recktenwald bei der Preisverleihung in Ludwigslust, nämlich »über den Applaus der vielen anwesenden Kinobetreiber*innen, eine großartige Anerkennung unserer Arbeit.«

Der September sorgt mit der Komödie »Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris« für Abwechslung, »weil wir in der Regel keine Spielfilme rausbringen.« Wenn doch, müssten sie wie in diesem Fall zur Linie des Verleihs passen, also emotional, empathisch und gesellschaftlich relevant sein. Das sei ein Anspruch an alle mindjazz-Filme, so Recktenwald weiter, der sich vorstellen kann, künftig vermehrt fiktionale Werke neben den Dokus ins Programm zu nehmen. Mehr Output müsse nicht sein, fügt er lachend hinzu: »Wir wollen hier aus Ehrenfeld nicht weg. Die begrenzten räumlichen Möglichkeiten sind unser natürlicher Wachstumshemmer.« 

Mehr Info: mindjazz-pictures.de