Lauthals mit der Laute: »Inu-Oh« rockt

Kontrastprogramme

Von Arbeitsplatz-Techtelmechtel bis experimentelle Rockoper

Das Filmhaus zeigt ein Schätzchen aus dem Hause »Köln im Film«: Philip Widmanns und Karsten Krauses »Szenario« (2013) ist die Chronik eines mehr oder weniger durchschnittlichen Arbeitsplatz-Techtelmechtels im Köln der späten Wirtschaftswunderzeit. Der Inhalt eines Koffers bietet den Ausgangspunkt zu einer Recherche, die zu einem zweistimmigen, störrisch klingenden Erzähltext führt: »Eine Frau, genannt Monika, und ein Mann, genannt Hans. Hans hält schriftlich fest, daß Monika ihm — ihrem Vorgesetzten, Arbeitgeber und Geliebten — mit dem Entzug körperlicher Liebe droht, sollte sich seine Ehefrau nicht bei ihr entschuldigen.«

Wie es etwa zur selben Zeit — drei, vier Jahre später — in der DDR zuging, zeigt eine frühe Folge der TV-Serie »Polizeiruf 110«, von denen der Filmclub 813 sieben zur alljährlichen, ineinander verschränkten Feier des Tags der Deutschen Einheit und des Tags der Republik zeigt. In DFF-Krimispezialist Manfred Moosblechs Folge »Gesichter im Zwielicht« (1973) geht es um ähnlich verkorkste private Lebensverhältnisse wie in »Szenario«, wenn auch unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen. Toll ist hier die Arbeit mit der Ostseelandschaft, wo etwa das mittlerweile geschlossene Rostocker Hotel Warnow eine Ahnung von der großen weiten Welt gibt, wie es zeitgleich das Maritim am Timmendorfer Strand tat.

Das Japanische Kulturinstitut  wiederum widmet sich der Musik. Herausragend im Programm sind zwei Animationsfilme: Yuasa Masaakis krypto-christliche Experimental-Rockoper »Inu-Oh« (2021) und Nishizawa Akios »Nitaboh — The Founder Of Tsugaru Shamisen« (2004). Ersterer hat in den vergangenen Jahren die Weltrunde gemacht und wurde vom Kölner Filmlabel »Rapid Eye Movies« hier löblicherweise herausgebracht. Wer den Film, ­einen der visionärsten der vergangenen Jahre, noch nicht gesehen hat, sollte sich diese Chance auf gar keinen Fall entgehen lassen. »Nitaboh — The Founder Of Tsugaru Shamisen« ist in gewisser Hinsicht das absolute Gegenteil: eine dokumentarische Rekonstruktion des Lebens eines ­obdachlosen Blinden namens ­Nitaboh, der in den 1870er Jahren einen extrem charismatischen Stil auf der Langhalslaute Shamisen entwickelte. Auch hier gilt es, sich an der Poesie klarer Kontraste zwischen zwei Werken zu erfreuen.

Infos: koeln-im-film.de, filmhaus-koeln.de, jki.de, filmclub-813.de