Von Masken und Verschwörungstheorien

Something in the Dirt

Justin Bensons und Aaron Moorheads originelle ­Hommage ans Denken in obskuren Grenzbereichen

Am Rand von Los Angeles, in einem heruntergekommenen Apartementkomplex in den Hollywood Hills, weit weg vom Glamour der Filmindustrie, begegnen sich Levi Danube und John Daniel. Während John schon seit Jahren hier wohnt, ist Levi gerade eingezogen, fast ohne Gepäck, nur vorübergehend, bis er die Stadt endlich verlassen kann.

Zu den wenigen Objekten in seinem Apartment zählt ein kristallener Aschenbecher — der plötzlich zu schweben scheint, bizarre Lichtreflexe aussendet und später gar Melodien von sich gibt. Nach anfänglicher Irritation versuchen Levi und John, aus der Gelegenheit Profit zu schlagen. Eine Doku über das mysteriöse Phänomen soll entstehen und gewinnbringend an einen Streamer verkauft werden.

Seit Jahren arbeiten Justin Benson und Aaron Moorhead zusammen, schreiben, produzieren, schneiden in Eigenregie. Für wenig Geld entstanden Filme wie »The Endless« oder »Snychronic«, die Genremotive variieren und auf originelle Weise von Zeitreisen, UFOs und anderen übernatürlichen Dingen erzählen. »Something in the Dirt« ist nun eine Ode ans »Filmemachen mit Freunden«, wie es im Abspann heißt. Mehr als ein Jahr lang wurde gedreht, im Apartmentkomplex, in dem Justin Benson selbst wohnt. Einschränkungen durch Corona führten dazu, dass Benson und Moorhead selbst als Schauspieler agierten, was zwar nicht ihre größte Stärke darstellt, aber auf Dauer doch zu einem Film passt, der in gewisser Weise sein eigenes Making-Of ist.

Mit viel Phantasie beziehen sich Benson und Moorhead auf große Klassiker wie Spielbergs »Unheimliche Begegnung der dritten Art«, aber auch im Geiste verwandte und durchaus bekannte Low- bis No-Budget-Filme, die von zunehmend manischen Obsessionen erzählen. Und dass das Ergebnis trotz der beschränkten Mittel visuell nicht eintönig wird, dafür sorgt der kreative Umgang mit frei verfügbaren Bildschnipseln aus dem Internet, die zur Illustration jeder noch so obskuren Theorie dienen.

Gerade dieses Stilmittel erzählt am Ende viel über die Möglichkeiten und Abgründe des Internets, wo sich kleinteilige Communitys bilden und seltsamen Gedanken nachhängen. Am Ende mag man »Something in the Dirt« gleichermaßen als Hommage ans Denken in Grenzbereichen wie als Warnung vor den Untiefen von Verschwörungstheorien verstehen. So oder so ein außergewöhnlicher, origineller Film. 

USA 2022, R: Justin Benson, Aaron Moorhead, D: Justin Benson, Aaron Moorhead, Sarah Adina Smith, 116 Min.