Spannungsbogen überdehnt: Bahnbögen in Ehrenfeld

Verzögerungen im ­Betriebsablauf

Nach langem Stillstand gibt es neue Pläne für die Ehrenfelder Bahnbögen

Der Zustand der Bahn ist schlecht, der Zustand der Bahnbögen in Ehrenfeld nicht viel besser. Seit Jahren stehen sie größtenteils leer und werden nicht genutzt. Eine Ausnahme findet sich in der Bartholomäus-Schink-Straße. Seit 2010 bespielt dort der Club Bahnhof Ehrenfeld (CBE) zwei Bögen, mit dem angegliederten Yuca kam 2015 ein weiterer Bogen hinzu. »Wir würden gerne noch zwei ­weitere Bögen nutzen«, sagt CBE-Mitbetreiber Mankel Brinkmann.

Der Grundstein ist bereits gelegt. In einem ersten Beschluss will der Haus­halts­ausschuss des Bundestags das Projekt mit 1,7 Millionen Euro fördern. Dieselbe Summe muss der Club selbst aufbringen, um die Förderung abrufen zu können. Es ist ein gutes Zeichen für die Clubmeile in Ehrenfeld, die vor kurzem noch durch ein Neubauprojekt in direkter Nähe bedroht war. Was genau in den beiden neuen Bögen stattfinden soll, steht noch nicht fest. »Wir sind noch in der Findungsphase«, sagt Brinkmann. Er könne sich einen weiteren Konzertraum vorstellen: »Wichtig ist, dass die Bögen kulturell genutzt werden.«

Wichtig ist, dass die Bögen kulturell genutzt werden Mankel Brinkmann, Club Bahnhof Ehrenfeld

Auf der anderen Seite des Gürtels, in der Hüttenstraße, stehen viele Bögen leer. Direkt am Gürtel möchte der Kölner Verein für Rehabilitation im April 2024 eine ­inklusive Fahrradwerkstatt eröffnen. Davor stehen jedoch umfassende Arbeiten an, um den Platz vor dem Bogen herzurichten und die Feuchtigkeit im Inneren des Bogens zu bekämpfen.

Denn in allen Bahnbögen kommt Wasser durch. Der Deutschen Bahn, die Eigentümerin der Bögen ist, ist das Problem seit langem bekannt. Aber eine Sanierung ist nicht in Sicht. Grund ist unter anderem ein Rechtsstreit. Seit 2006 hat die Bahn die Bögen in Ehrenfeld an einen Kölner Unternehmer vermietet. Er versprach eine Meile für Kultur und Gastronomie, passiert ist wenig. Im Februar 2020 hat die Bahn den Mietvertrag gekündigt und eine Räumungsklage angestrengt, der im Dezember 2021 stattgegeben wurde. Der Unternehmer ging in Berufung vors Oberlandesgericht. Die Bahn rechnet für dieses Jahr mit einer Entscheidung, sagte ein ­Sprecher gegen­über der Stadtrevue. Erst dann könne man mit der ­Sanierung beginnen.

Hoffnungen auf die Zeit nach der Sanierung macht sich Andrej Weissen­berger, erster Vorsitzender des »Bahnbögen e.V.«: »Es gibt viele Ideen aus der Nachbarschaft, um die Bögen zu nutzen.« Nachbar­schafts­cafés, Räume zum Tisch­tennis­spielen oder Fahrrad­stell­plätze seien denkbar, er und sein Verein haben ein großes Interesse, einen Teil der Bögen zu nutzen. Im Moment sind die meisten Bahn­bögen in der Hütten­straße mit Bau­zäunen abgesperrt, nur das Cityleaks-Festival konnte sie 2019 und 2021 nutzen. Der »Bahnbögen e.V.« hat seine Aktivitäten also auf die Flächen davor verlegt. An der Ecke von Subbelrather Straße und Hüttenstraße hat der Verein Beete angelegt, die im nächsten Frühjahr bepflanzt ­werden sollen. Aber vorher wird der Verein die Weihnachts­zeit ­einläuten — am ersten Advents­wochen­ende findet sein Winterbogenmarkt statt.