Auf eine unver­gessliche Nacht!

Es ist wieder soweit: Am 4.11. findet die Museumnacht statt. 51 Kunstorte, 2 After­showpartys

Zuletzt fuhr die Museumsnacht coronabedingt nur mit ange­zogener Handbremse. Doch die wird jetzt gelöst! 51  Kunstorte — so viele wie nie zuvor — und gleich zwei After­showpartys versprechen eine rauschende Nacht, randvoll mit Kunstgenuss. Auch für Kinder gibt es dieses Jahr wieder viele Angebote, so dass sich die Museumsnacht ideal für einen Ausflug mit der ganzen Familie ­eignet. Bis 15 Jahre ist der Eintritt frei.

Die Attraktionen sind nicht nur in der Innenstadt zu finden. Mit dem MÜLLseum in Humboldt-Gremberg oder dem Bürger­haus MüZe kommt die Museumsnacht auch in die rechtsrheinischen Veedel. Zudem gibt es jede Menge ­Führungen, auch in englischer, türkischer und ukrainischer Sprache, Führungen für Sehbehinderte, mit Gebärden­dolmetscher:in, in einfacher Sprache oder für Familien.
Stärken kann man sich zwischendurch am Streetfoodmarkt vor dem Schokoladenmuseum. Wir freuen uns auf eine Nacht voller Entdeckungen!

Das Museumsnacht-Team hat diese Tipps für euch:

 

Jakob Schwerdtfeger


Battle-Rap zwischen Dürer, Rembrandt und Van Gogh verspricht der Kunsthistoriker und Comedian Jakob Schwerdtfeger für seinen Auftritt im Wallraf-Richartz-Museum. Sein frisch erschienenes Erstlingswerk »Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst« hat er auch im Gepäck. Schwerdt­feger, der lange im Städel Museum in Frankfurt gearbeitet hat, trifft mit seinem unkonventionellen Zugang zur Kunst einen Nerv. Sein neu erschaffenes Genre der Kunstcomedy, die er in TV-Sendungen, Podcasts und Videoclips präsentiert, hat bereits eine große Fangemeinde. Heute Abend blickt Schwertdtfeger hinter die Kulissen der Kunstwelt und mischt kunsthistorisches Wissen mit partytauglichen Funfacts. Was ihm wohl zur »Kölschen Mona Lisa«, Stefan Lochners »Muttergottes in der Rosenlaube«, einer Ikone des Wallraf-Richartz-­Museums, einfallen wird? In seinem Buch verglich er die Mona Lisa mit einer »17-Jährigen auf Klassenfahrt in Berlin, die verzweifelt versucht, sich in ­einen Technoclub zu mogeln.« Ein Vortrag, der den Bogen von Schach zu Schwimmbadpommes, von Barock zu Bushido spannt und mit dem Vorurteil aufräumt, dass Kunst langweilig und elitär ist.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Kurzauftritte um 20.00, 20.40, 21.30 und 22.10 Uhr

 

Gianni Jovanovic und Oyindamola Alashe


Seine Lebensgeschichte ist filmreif: Gianni Jovano­vic, aufgewachsen in einer Rom*nja-Familie in Nordhessen, mit 14 Jahren zwangsverheiratet, mit 17 zweifacher Vater. Mit Anfang 20 outet sich Jovanovic als schwul und lebt heute als dreifacher Großvater glücklich verheiratet mit seinem Ehemann in Köln. Im Rahmen der Museumsnacht liest Gianni Jovanovic im NS-Dokumentationszentrum aus seiner Autobiographie »Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit«, die er 2022 mit der Journalistin Oyindamola Alashe veröffentlicht hat. Jovanovic, der als Vierjähriger erleben musste, wie seine Unterkunft mit Molotow-Cocktails angegriffen wurde, ist ­heute ein erfolgreicher Unternehmer, Aktivist und einer der bekanntesten Stimmen der Rom*nja und Sinti*zee wie auch der LGBTIQ+-Community. Gianni Jovanovic und Oyindamola Alashe erzählen nicht nur, wie viel Rassismus Rom*nja und Sinti*zee erleben müssen, sondern zeichnen auch ein Bild von einer toleranteren, gerechteren und herzlicheren Gesellschaft. Ihre Überzeugung: »Wir sind die Kinder der kleinen Mehrheit. Unsere Stimmen müssen in der Gesellschaft gehört werden.« Nicht nur filmreif, sondern im besten Sinne empowernd.

NS-Dokumentationszentrum, 22.30, 23.30, 0.15 Uhr

 

Aftershowparty im Doppelpack


Keine Museumsnacht ohne Aftershowparty! Wann hat man schon mal die Gelegenheit, in einem der großen Museen der Stadt bis in die frühen Morgenstunden zu tanzen? Wir warten dieses Jahr gleich mit zwei Aftershows auf. Im Wallraf-Richartz wird ein All-Female-Line-up das Museum in einen aufregenden Ort der pumpenden, federnden, treibenden — kurzum: hochenergetischen House- und Techno-Beats verwandeln. Nikki Nice fängt um 1 Uhr an und sammelt mit ihren stets augen­zwin­kern­den und charmanten Sets die Leute ein. Um 3 Uhr übernimmt Franca das DJ-Pult und hält mit ­ihrem dynamischen Changieren zwischen House und Techno die Spannung konstant hoch. Zusammen mit Nikki Nice gehört sie zum festen Stamm der Partys von »WIR Schwestern«, dem Kölner femi­nistischen Elektronik- und Kunst-Kollektiv. Weil die Museums­nacht in der ganzen Stadt stattfindet, ist es naheliegend, dass auch die Schäl Sick ihre Aftershow braucht. Wir feiern dieses Jahr ­Premiere im Kulturbunker Mülheim, wo Anatolian Lover und DJ Pekmez Papi interkulturelle Beats auflegen.

Aftershowparty City: Wallraf-Richartz-Museum & Fond. Corboud, Warm-Up ab 1 Uhr, Party ab 2 Uhr
Aftershowparty Schäl Sick: Kulturbunker Mülheim, Warm-Up ab 0 Uhr, Party ab 2 Uhr

 

Straßenbahn-Museum on Tour


Die Ringe entlangfahren, aber mit Stil und Eleganz! Das kann man während der Museumsnacht mit den mobilen Ausstellungsstücken des Straßenbahn-Museums Thielenbruch. »Finchen« und »Sambawagen«, einst zwischen Köln und Frechen unterwegs, »Sputnik«, oder »Paula« heißen die historischen Gefährte aus unterschiedlichen Epochen, die sonst am östlichen Rande Kölns auf dem Außengelände des ­Museums parken. Heute Abend aber dürfen einige von ihnen endlich wieder auf Fahrt durch die City gehen, entlang der Linien 15 und 9 zwischen Neumarkt und Ubierring. Auch ein Team des Straßenbahn-Museums, das ehrenamt­lich von einem Verein betrieben wird, ist mit an Bord und beantwortet Fragen zur Geschichte und Technik der Kölner Straßenbahnen. Einsteigen, bitte!

19–0 Uhr, Haltestellen entlang der Linien 9 und 15 zwischen Neumarkt und Ubierring

 

FOXL


Die Kölner Band Foxl geht andere Wege: Hört sich ein Track zunächst wie Rock an, entwickelt er sich zum offenen Jazz. Und umgekehrt: Aus einer Improvisation schält sich ein Groove heraus, der zu einem grandiosen Krautrock-Stück überleitet. Foxl ist das Projekt des Gitarristen und Komponisten ­Rodrigo Lopez Klingenfuss — und dass er Gitarre spielt, ist hier nicht ohne Grund hervorgehoben. Denn für Foxl hat Lopez Klingenfuss noch zwei weitere Gitarristen (Dirk Bell und José Diaz de León) und einen Bassisten (Stefan Berger) an Bord geholt, mit ­denen er eine flirrende, vielschichtige, metallisch schimmernde Musik spielt. Das Saiteninstrument steht im Mittelpunkt, nicht jedoch eitle Virtuosität. Denn Foxl-Musik ist konzentriert und ohne eine überflüssige Note. Das Klang­bild, das dabei entsteht, ist einzig­artig.

Museum Ludwig, Konzerte: 22.30, 23.10, 0.00 und 0.40 Uhr

 

Ines Doujak


»Landverteidigerinnen« aus aller Welt inspirierten Ines Doujaks Ausstellung »Every courageous life is a song to the future«, die man in der Temporary Gallery bestaunen kann. Es sind Aktivistinnen, oft aus indigenen Gemeinschaften, die sich der Zerstörung ihres Landes, der Ausbeutung von Boden, dem Klimawandel entgegenstellen. Die Wiener Künstlerin beschränkt sich nicht darauf, deren Schaf­fen zu dokumentieren: Skulpturen von Flusspferden, Brunnen, Schlangen an den Wänden stehen für Wiedergeburt, Schutz, Erneuerung und Heilung, eine Installation von Pflanzensamen soll zur revolutionären Inspiration dienen. Doujak lädt zudem zu einer »künstlerischen Parade« der Landverteidigerinnen im öffentlichen Raum ein, um Solidarität zu zeigen. Zu jeder vollen Stunde führt die Direktorin und Co-Kuratorin Aneta Rostkowska durch die Ausstellung.

Temporary Gallery, Führung der Direktorin: 19–1 Uhr zu jeder vollen Stunde

 

»Objekte erzählen«


Fast vierzig Jahre gibt das Centrum Schwule Geschichte (CSG) schon, damit ist es eines der ältesten Archive für die Geschichte sexueller Minderheiten. Für die Museums­nacht kooperiert das CSG mit dem sozial engagierten Bürgerhaus Müze in Mülheim. So kommt es, dass die Ausstellung des CSG hier zu sehen ist. Es ist die Gelegenheit, sich anhand von Objekten aus der Sammlung des CSG über schwule Geschichte in Köln zu informieren. Unterstützt von Stationen mit Ton- und Filmdokumenten, geht es um die Auswirkungen von Aids und HIV in den 80er Jahren, eben­so um Kultur und Subkultur, um Sport, Gastronomie und Szenelokale — nicht zuletzt werden politischen Kämpfe der LGBTIQ*-Communities in Köln und dem gesamten Rheinland veranschaulicht. Führungen mit den Kurator:innen der Ausstellung werden exklusiv ermöglicht.

Bürgerhaus MüZe, Kuratorenführungen um 20 Uhr, 22 Uhr & 0 Uhr

 

MÜLLseum


Seit einigen Jahren sammelt die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit, kurz »K.R.A.K.E.«, Müll. Zusammen­gekommen sind dabei nicht nur große Mengen Unrat, sondern auch viele kurio­se Fundstücke — vor allem für Nos­tal­gi­ker. Ausgestellt werden diese seit 2021 im »MÜLLseum« in Humboldt-Gremberg. Künstlerin Barbara Mekh­neche hat zudem aus einem unscheinbaren Müll-Produkt Besonderes geschaffen: ein Kunstwerk aus über 10.000 Plastikwattestäbchen, die die »Kraklinge« am Rhein gesammelt ­haben. Es erinnert an das Richter-Fenster im Dom. Im 20-Minuten-Takt gibt es Führungen durch die Ausstellung im MÜLLseum, das auch für Familien mit kleinen Kindern ein lohnendes Ziel ist. Am Abend findet außerdem ein interaktives Wasserkonzert des Künstlers Konrad Zimmermann statt.

MÜLLseum, 19–2 Uhr: Gruppenführungen (alle 20 Min). 19–0 Uhr: interaktives Wasserkonzert des Künstlers ­Konrad Zimmermann

 

Streetfood-Markt


Streetfood ist auch in Deutschland längst mehr als Burger mit Pommes. Vor dem Schokoladenmuseum am Rheinufer zeigen Betreiber von acht Foodtrucks ab 18 Uhr die Bandbreite der Straßenküche, die sich in den vergangenen Jahren in Köln etabliert hat und kulinarisch immer interessanter geworden ist. Neben kölscher Küche sind das Speisen aus Nordafrika, Em­panadas aus Argentinien, Hot Dogs aus den USA oder das beliebteste Streetfood Europas: die italienische Pizza. Dazu werden meist landestypische Getränke angeboten, Sitzmöglichkeiten gibt es auch. Wer nach einigen Stopps durch die Museumsnacht eine Stärkung braucht, sollte also das Schokomuseum bei seiner Route durch die Nacht berücksichtigen. Und auch alle Liebhaber von klassischem Fastfood dürfen be­ruhigt sein: Auf Burger und Pommes müssen sie auf dem Streetfood-Markt nicht verzichten.

Platz vor dem Schokoladenmuseum, 18 bis 0.30 Uhr

 

Furoshiki: Die Kunst der Verpackung


Die Bezeichnung »Furoshiki« hat ihren Ursprung im Japan des 14. Jahrhunderts: Damals zählte es zu den Gepflogenheiten von Herrscher Ashikaga Yoshimitsu, Fürsten zum Baden einzuladen. Ihre Kimonos verstauten sie in einem Tuch aus Seide — dem »Furoshiki«. »furo« bedeutet »Bad«, »shiki« »unterlegen«. Später wurde das Tuch unter normalen Bürgern beliebter, auch um Alltags­gegenstände zu transportieren oder Wertsachen beisammenzuhalten. Es entstanden Falttechniken und die »Zaubertücher« wurden immer kunstvoller verziert. Nachdem im 20. Jahrhundert Einweg-Tüten »Furoshiki« zurückdrängten, sind sie im modernen Japan wieder beliebter geworden. Heut­zutage werden die Tücher vor ­allem genutzt, um Geschenke zu verpacken. Nach einem Vortrag zum ­Thema kann man in zwei Workshops (je 45 min) die Knotentechnik erlernen.  

Japanisches Kulturinstitut, 20 Uhr ­Vortrag, 21 & 22 Uhr Workshop  

 

Raum 13


»Stern der Hoffnung und des Mutes« ist ein Stadtkunstprojekt der Initiative raum13 und versteht sich als Plattform für eine neue, zeitgemäße Stadtentwicklung — passenderweise in der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung, wo das »Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste« von raum 13 über Jahre Menschen und Ideen für eine bessere Stadtentwicklung versammelte, bis das Projekt geräumt wurde. Das zweite Projekt von raum13 heißt »Zentrum Zeitgenössische Stadtentwicklung«. Das mag bürokratisch klingen, ist es aber nicht. Vielmehr sind auch hier Experiment und Spiel die treibende Kraft für Auseinander­setzun­gen mit zukunftsweisenden Ideen für Urbanität — nie ohne die Aspekte Schönheit und Genuss. Beantwortet werden soll die Frage: »Wie entwickeln sich attraktive großstädtische Räume, in denen Ungeplantes entstehen kann?«

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste (Deutz-Mülheimer Str. 133), Zentrum Zeitgenössische Stadtentwicklung (Mindener Str.4), 19-2 Uhr

Mehr Infos gibts hier: museumsnacht-koeln.de