»Die Stadt sollte ein Signal setzen«: Eli Abeke, Foto: Christian Werthschulte

Ressentiments mit Geschichte

Eli Abeke setzt sich gegen Rassismus ein. Jetzt ist er selbst Opfer von Beleidigungen geworden

Es waren schlimme rassistische Beschimpfungen, die Eli Abeke an den Kopf geworfen bekam. An einem Juni-Abend wollte der Architekt aus Ehrenfeld Freunde in Riehl besuchen. Als er in eine Park­lücke fahren wollte, wurde er von einer Frau Mitte Dreißig beschimpft: »Du scheiß Schwarzer. Du willst mich mit dem Auto zerquetschen.« Mit im Auto saßen Abekes 13 Jahre alter Sohn und einer seiner Freunde sowie ein Student. »Ich war schockiert«, sagt Abeke, »besonders, weil mein Sohn mit im Auto saß.« Weil die erste Park­lücke zu klein war, habe er sich für einen anderen Park­platz entschieden, erzählt Abeke, als die Frau ein zweites Mal auf sein Auto zukam. Er solle zurück in den »scheiß Busch« gehen, auch das N-Wort fiel. »Die beiden Jungs waren sprach­los«, sagt Abeke. »Wir saßen stumm im Auto.« Er habe die Frau ignoriert, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Schließ­lich habe er den Wagen geparkt und gehört, wie die Polizei mit Sirene auf das Gelände des benachbarten Super­markts gefahren kam. »Wir waren neugierig und sind dorthin gegangen. Als wir dort ankamen, sahen wir die Frau, die uns beschimpft hatte, mit Handschellen auf dem Boden liegen.« Erst dann habe er sich spontan entschlossen, Anzeige bei den anwesenden Polizei­beamten zu erstatten.

Im Oktober wurde der Fall schließlich vor dem Amtsgericht verhandelt, die Anklage lautet auf Beleidigung. Aber die Verhandlung war schnell beendet. Die Pflichtverteidigerin der Angeklagten plädierte auf Schuldunfähigkeit: Ihre Mandantin habe an dem Tag einen manisch depressiven Schub gehabt. In der Vergangenheit war sie bereits wegen anderer Delikte angeklagt worden, darunter ebenfalls Beleidigung. Damals wurde ein psychologisches Gutachten in Auftrag gegeben, das ihr eine Schuldunfähigkeit attestierte. Nun prüfen Gericht und Staatsanwaltschaft, ob dieses Gutachten auch im aktuellen Fall berücksichtigt werden kann. Falls nicht, wird ein neues Gut­achten in Auftrag gegeben werden müssen. Dies könne mehrere Monate in Anspruch nehmen, so eine Sprecherin des Amtsgerichts. Erst wenn die Frage des Gutachtens geklärt ist, kann es zu einem erneuten Ver­hand­lungs­termin kommen.

Für den aus Nigeria stammenden Eli Abeke steckt in dem Vorfall jedoch etwas Größeres. »Die Frau hat für ihre Beleidigungen tief in die Historie gegriffen«, sagt er. Für ihn zeigt sich darin eine Tradition kolonialistischen Denkens. Abeke ist Teil des Gremiums zur Aufarbeitung der Kolonial­vergangenheit in Köln. Es hat zuletzt ein Gutachten vorgelegt, das vorschlägt, die Mohrenstraße in der Kölner Innenstadt umzubenennen. Er war lange Mitglied des Kölner Integrationsrats und 2020 hat der Rat der Stadt Köln auf seine Initiative beschlossen, die Verwendung des N-Worts zu ächten. »Mir ist klar, dass man das N-Wort nicht einfach verbieten kann«, sagt Abeke. Aber sein Erlebnis in Riehl zeige, dass es weiter notwendig sei, am Bewusstsein darüber zu arbeiten.  Dazu gehöre etwa, dass mehr Geld für die Bekämpfung von Rassismus und zur Unterstützung Schwarzer Menschen, die Rassismuserfahrungen gemacht haben, bereitgestellt werde. Er habe bereits einen Brief an Oberbürgermeisterin Reker geschrieben: »Ich denke, die Stadt sollte ein Signal setzen«.