Sharing is caring: Die LeihBar eröffnet im Januar im Mülheimer Norden, Foto: Niklas Frechen

Auf Pump

Ab Januar kann man sich in der »LeihBar« in Mülheim kostenlos Alltagsgegenstände borgen. Das soll Ressourcen schonen und soziale Teilhabe stärken

Um zu erklären, woran sein Verein arbeitet, greift Malte Garrecht von Leihen & Teilen Köln zur Bohrmaschine — zumindest rhetorisch. »Das ist der Klassiker. Jeder hat eine, nur benutzt wird sie so gut wie nie«, sagt Garrecht. Viele Gebrauchsgegenstände teilen das Schicksal der Bohrmaschine: Nähmaschinen, Mixer, Kühlboxen oder Sackkarren finden sich in vielen Haushalten, werden aber allenfalls selten benutzt. Malte Garrecht und der Verein, dem er vorsteht, möchten das ändern: Sie eröffnen Anfang des Jahres in Mülheim die LeihBar. Dort werden sich Menschen kostenlos Alltagsgegenstände borgen können. »Wir verleihen alles, was Leute im Keller haben, einmal im Jahr brauchen, aber viel zu schade ist, um so selten benutzt zu werden«, erzählt Garrecht.

Er findet es nicht nur paradox, dass fast jeder Mensch zahlreiche Gegenstände besitzt, die in Kellern oder Regalen versauern. Er ist auch der Meinung, dass ein funktionierendes Leihsystem vielfältige Probleme lindern kann: »Im Wesentlichen geht es uns um zwei Aspekte: den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und die soziale Teilhabe.« Indem nicht mehr jeder Mensch alles selbst kaufen und besitzen müsse, spare man Geld und Ressourcen, ohne dass Menschen auf den Nutzen von Gegenständen verzichten müssten. »Ein Slogan eines anderen Leihladens, den ich treffend finde, lautet: 100 Leute teilen sich 100 Dinge«, sagt Garrecht. Zudem erhalten — auch dadurch, dass die LeihBar keine Gebühr, sondern nur einen Pfand für die Leihen verlangt — Menschen Zugang zu den Gegenständen, die nicht die Möglichkeit hätten, diese selbst anzuschaffen. »Das ist gerade in einem Stadtteil wie Mülheim wichtig, wo es viele Menschen gibt, die keinen guten Zugang zu Ressourcen haben«, sagt Garrecht. Er rechnet damit, dass die Menschen, die künftig die LeihBar besuchen, aus der nahen Umgebung kommen. Niemand fahre quer durch die Stadt, um sich eine Sackkarre auszuleihen. Damit möchte die LeihBar noch eine weitere Funktion im Veedel erfüllen: Sie soll die Menschen vor Ort zusammenbringen und zum nachbarschaftlichen Austausch anregen. »Wir hätten die Idee auch über einen Onlineshop umsetzen können, aber das wäre uns zu anonym gewesen«, erklärt Garrecht. »Uns war wichtig, eine Anlaufstelle zu haben. Wir haben schon jetzt viele Menschen vor Ort kennengelernt, mit denen wir vorher nichts zu tun hatten.« Garrecht versteht die LeihBar als Nachbarschafts-Projekt, seine Ideen aber gehen längst über die Grenzen Mülheims hinaus. »Wir würden auch gerne in anderen Stadtteilen Leihläden anstoßen oder selbst eröffnen.«

100 Leute teilen sich 100 Dinge — das ist ein zutreffender Slogan
Malte Garrecht, LeihBar

Der Verein und seine ehrenamtlichen Helfer arbeiten vor allem an der Abwicklung der Leihgeschäfte sowie an der Instandhaltung der Gegenstände. Gerade Elektrogeräte stellen eine Herausforderung dar. »Das müssen wir versicherungstechnisch von Elektriker*innen machen lassen«, sagt Garrecht, dessen Verein sich für die Startphase Rat von anderen Leihläden geholt hat, die sich in einem bundesweiten Netzwerk zusammengeschlossen haben.

Im Dezember nimmt der Verein zunächst Gerätespenden an. Menschen können der LeihBar Gegenstände schenken oder auch selbst für einen bestimmten Zeitraum an den Verein verleihen. Starten möchte man mit einer niedrigen dreistelligen Anzahl an Gegenständen. »Irgendwann sollen es einige Hundert verschiedene Dinge werden«, sagt Garrecht. Das kleine Ladenlokal der LeihBar in der Tiefentalstraße im Mülheimer Norden wird dann ab Anfang Januar zu festen Zeiten geöffnet sein. Zu Beginn voraussichtlich an zwei bis drei Tagen in der Woche für jeweils einige Stunden, an denen man Gegenstände abholen und zurückbringen kann. Ehrenamtler kümmern sich um den Verleih und auch die Instandsetzung der Leihgegenstände. Für Reparaturen wird der Verein im kommenden Jahr zudem Repair-Cafés anbieten, die es in Mülheim derzeit nicht mehr gibt. »Das passt perfekt zur Idee der LeihBar«, sagt Garrecht.

Eröffnungsfeier LeihBar Köln, Tiefentalstr. 40, 51063 Köln, Sa 6.1., 14 Uhr

Annahme von Gegenständen: Fr 1.12. (16–17 Uhr), Mo 4.12. (18–19 Uhr), Mi 13.12 (18–19 Uhr)

Weitere Informationen: leihbar-koeln.de