Manch einer verlor darüber den Verstand: Oper am Offenbachplatz

Entweder — oper

Wie bitte? Oper ist langweilig? Nicht in Köln!

Nächstes Jahr wird die Kölner Oper frisch saniert und in voller Pracht eröffnen. Neun Jahre später als geplant, 18 Jahre nach dem Beschluss zur Sanierung — aber immerhin! Am 22. März 2024 soll OB Henriette Reker, die nach ­ihrem Amtsantritt die Sanierung gleich zur »Chefinnensache« erklärt hatte, den Schlüssel bekommen. Damit kann sie vom Rathaus rüber zum Offenbachplatz spazieren, Oper und Schauspielhaus aufschließen und das Ergebnis von zwölf Jahren kluger Planung und harter Arbeit bestaunen. Drei Tage lang wird die Eröffnung mit einem Festival gefeiert, und die ersten Aufführungen werden live in Funk und Fernsehen übertragen werden. Die Welt wird die Kulturstadt Köln bewundern!

Das Chaos am Offenbachplatz ist dann endgültig gebändigt. Dazu brauchte es letztlich 682 Mio. statt der ursprünglich mal geplanten 230 Mio. Euro — und wenn man kleinlich noch die Kosten für Interimsspielstätten und dies und das hinzunimmt, sind es mehr als eine Milliarde! Dann hätte Köln in dieser Hinsicht die Elbphilharmonie übertroffen, ätsch!

Aber es ist noch mehr drin. Neulich gab der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger ­bekannt: »Wir sind mit dem Baufortschritt der letzten Monate und insbesondere mit den Entwicklungen im September nicht zufrieden.« Deshalb habe man sich Spezialisten geholt, die über »Expertise mit Großprojekten auf der Zielgeraden verfügen«. Sie sollen sich um eine »verschärfte Terminkontrolle« kümmern und darum, dass die »Kapazitäten sich effizienter verzahnen und das Projekt dadurch mehr Strecke macht«.

Wir sind mit dem ­Baufortschritt der ­letzten Monate nicht zufriedenBernd Streitberger, technischer betriebsLeiter der Bühnen

Effizienter verzahnen, Strecke machen, Expertise — das war genau das, was man mit dem ehemaligen Bau- und Planungsdezernenten Streitberger in Verbindung brachte, als der Rat der Stadt ihn 2016 zum Technischen Betriebleiter berief. Aber eine Opernsanierung ist halt eine Wundertüte — man weiß nicht, was man für all das schöne Geld bekommt. Oder ob überhaupt was drin ist.

Die Älteren erinnern sich: Schon 2015 war es fast geschafft. Die Programmhefte waren gedruckt, die Abos verkauft — als OB Reker und die damalige Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-­Aulbach wenige Monate vor der geplanten Eröffnung verkünden mussten: Äh, klappt doch nicht. Lüftungsschächte endeten im Nichts, die Haustechnik passte nirgends hinein.

Manch einer verlor da die Nerven, wenn nicht gar den Verstand. Es gab viele Ideen, auch out of the box. Die SPD schlug vor, die Opernsanierung, wenn auch nicht gleich die Oper, abzubrechen und das Areal zu verkaufen.

Wenn aber OB Reker — wann auch immer — die Türen zur Oper aufsperrt, muss es schnell gehen. Denn so eine Oper ist zwar schön, aber so richtig schön erst mit Opernaufführungen. Die erste soll es im Oktober 2024 geben. Reicht die Zeit, wenn Frau Reker den Schlüssel später bekommt? »Die Entscheidung, wann die Bühnen nach der Schlüsselübergabe am 22.03.2024 wiedereröffnet werden obliegt Oper, Schauspiel und Tanz. Es ist eine rein künstlerische Entscheidung, die aktuell noch nicht getroffen wurde«, heißt es auf der Website der ­Bühnensanierung.