Das falsche Leben im Falschen, © Nikolopoulos Nikos

How to Have Sex

Molly Manning Walker zeigt, was falsche Freund*innen in einer misogynen Welt anrichten können

Auf Grund des Titels könnte man zunächst eine moderne Variante von »Eis am Stiel« befürchten. Doch Molly Manning Walkers Regie-Debüt ist wie ein trojanisches Pferd im hormongefluteten Land von Teenager*innen — und zeigt einfühlsam auf, wie man eben nicht Sex haben sollte.

Das Coming-of-Age-Drama, das in Cannes in der Reihe »Un certain regard« gewann, weiß aber auch ältere Zuschauer*innen zu begeistern. Allerdings wird so viel gesoffen, dass sensiblen Menschen durchaus ein wenig blümerant werden könnte.

Es soll der beste Urlaub aller Zeiten werden! Mit diesem festen Vorsatz sind die Engländerinnen Tara (Mia McKenna-Bruce), Skye (Lara Peake) und Em (Enva Lewis) nach Kreta geflogen, um in der Party-Stadt Malia die Last ihre letzten Schulprüfungen endgültig abzustreifen und die Sau raus zu lassen. Zudem ist es beschlossene Sache, dass die 16-jährige Tara endlich ihre Unschuld verlieren soll. Schon bald lernen sie ihre Balkonnachbarn kennen: den gutmütigen Badger, seinen hohlen Kumpel Paddy und deren lesbische Freundin. Gemeinsam stürzen sie sich in ein abstoßendes Party-Nachtleben, bei dem unglaubliche Mengen Alkohol fließen. Zur Not kotzt man und säuft dann weiter. Alles schwindelerregend eingefangen von einer Handkamera im Rausch grässlicher Technomusik.

Äußerst subtil beleuchtet ­Walker dagegen die Dynamik ­zwischen den reizüberfluteten Partywütigen sowie zwischen den Freundinnen. Weder die queere Em noch die auf Konkurrenz gebürstete Sky wollen ­wahrhaben, dass ihre Freundin Tara sich unter dem Druck, ihre Jungfräulichkeit verlieren zu müssen, zunehmend unwohl fühlt (McKenna-­Bruce spielt Tara unglaublich nuancenreich und wurde zu Recht für den Europäischen Filmpreis ­nominiert).

Tara und Badger nähern sich ein wenig einander an, doch als Badger von Animateur*innen zu einem frauenverachtenden Partyspiel aufgestachelt wird, rennt Tara davon. Leider geradewegs in die Arme von Paddy, der das verstörte Mädchen zum Beischlaf drängt — von Einvernehmlichkeit kann keine Rede sein.

Wie sehr diese misogyne, hypersexualisierte Gesellschaft Tara von sich selbst entfremdet, kann man jederzeit an ihrem Gesicht ablesen. Das lässt niemanden kalt. So sollte Sex — aber auch Freund*innenschaft — auf keinen Fall sein.

GB/GR 2023, R: Molly Manning Walker, D: Mia McKenna-Bruce, Shaun Thomas, Lara Peake, 88 Min., 7.12.