Die Parkplätze kommen auch noch weg: Schauspielhaus und Oper am Offenbachplatz

Choreographie der Technik

Oper und Schauspiel werden doch nicht im März fertig. Was bedeutet das für die Eröffnung?

»Es ist uns furchtbar schwer gefallen, die Pressemitteilung zu schreiben«, sagt Christopher Braun, Sprecher der Bühnensanierung. Braun meint damit die Ankündigung, dass man statt am 22. März 2024 erst am 28. Juni mit der Sanierung von Oper und Schauspiel am Offenbachplatz fertig werde. Dabei sollte doch endlich alles nach Plan laufen, nachdem Ex-Baudezernent Bernd Streitberger nach dem Sanierungsdebakel 2015 das Ruder übernommen und die Planung von Grund auf neu aufgesetzt hatte. Nun muss man einräumen: Der Termin ist wieder nicht zu halten. Statt von symbolischer Schlüsselübergabe, spricht man jetzt lieber von Fertigstellung. Und teurer wird es auch.

Auf der Baustelle arbeiten noch 40 Firmen, hinzu wurden nun fünf Ingenieure aus München gerufen, die »bei der Koordination helfen und die Abläufe effizienter gestalten«, so Braun. An der Probebühne werden gerade Wandverkleidungen aus Holz angebracht; ansonsten ist hier nicht mehr viel zu tun. Die Kinderoper aber wirkt noch wie ein Rohbau — sie war schon fast fertig, als wegen Problemen mit der Haustechnik alles wieder raus musste.

Mit der Technik steht und fällt, ob die Bühnen im kommenden Jahr bespielt werden. Im Untergeschoss stehen Bauteile der hochmodernen Rauchschutzdruckanlagen, noch in Folie verpackt. Sie werden in Schächte eingebaut, doch es gibt bislang keine Erfahrung mit ihnen auf der Bühnenbaustelle, eben weil sie so neu sind. Brandschutz, Belüftung — »alle Anlagen müssen einzeln ­abgenommen werden — und am Ende im Zusammenspiel«, so Braun. »Eine Choreographie der Technik.«

Wir müssen ein Feuerwerk abbrennen!Ralph Elster (CDU)

Garantien, dass alles glatt ­laufe, könne er nicht geben, sagte Bernd Streitberger im Dezember im Bühnenausschuss. Sein Vertrag läuft noch bis 30. Juni — zwei Tage nach dem neuen Termin. Für den Beginn der Spielzeit 2024/2025 war die feierliche ­Eröffnung der sanierten Bühnen geplant. Aber ist das möglich?

»Ich habe das Gefühl, dass die Verwaltung mit offenen Karten spielt — anders als 2015«, so der CDU-Politiker Ralph Elster. Man benötige jedoch präzise Informationen, wie fertig die Bühnen am Termin der Fertigstellung tatsächlich sein werden. »Das Publikum darf nicht das Gefühl haben, sich auf einer halben Baustelle zu ­befinden.« Derzeit diskutieren Bühnen und Politik Varianten der Eröffnung: entweder wie geplant zu Beginn der Spielzeit im September oder Oktober. Oder zum Jahresbeginn 2025 — oder erst zur Spielzeit 2025/2026.

»Ich finde es schwierig, Prognosen abzugeben, ob und wie im Herbst statt Mitte des Jahres am Offenbachplatz eröffnet werden kann«, sagt Brigitta von Bülow (Grüne). »Ob Schlüsselübergabe auch ­Fertigstellung  bedeutet, ist auch noch nicht klar. Denn die Bühnen benötigen für die Technik in vielen Bereichen zum Beispiel absolute Staubfreiheit, ich weiß nicht, ob das mit der Schlüsselübergabe bereits garantiert ist.«

Auch Lorenz Deutsch (FDP) betont: »Um das sanierte Haus in Betrieb zu nehmen, müssen die Bühnen gute Bedingungen vorfinden. Die bringen ja die eigene Medientechnik mit — und ich glaube nicht an plug-and-play. Die werden Fehlersuche betreiben müssen.« Das brauche Zeit, sagt Deutsch. Deshalb müssten die Bühnen ­»spätestens im März klar sagen, ob sie das schaffen oder erst zu einem späteren Termin umziehen.«

Ralph Elster von der CDU mahnt, genügend Vorlaufzeit zu lassen — und warnt davor, »mit halbgaren Produktionen in nicht fertigen Häusern« zu eröffnen.

Es solle eine »strahlende Eröffnung geben, die bundesweit gefeiert wird. Wir müssen ein Feuerwerk abbrennen!« Die weiteren Kosten fürs Interim in Depot und Staatenhaus seien überschaubar.

Grünen-Politikerin von Bülow lehnt es ab, zu warten, um mit ­großem Pomp zu eröffnen. »Man kann die fertige Oper nicht leer stehen lassen. Eine große öffentliche Feier kann es ja noch geben, wenn es schon Aufführungen ­gegeben hat.« Wichtig sei, dass die Kölner »Anteil an der Wiedereröffnung haben.«

Maria Helmis (SPD) sagt: »Ein Prestigeprojekt, das nicht endlich die Türen für alle öffnet, kann uns kein Anliegen sein. Es geht jetzt um Respekt vor dem Steuergeld, und darum, die Leute wieder ins Boot zu holen für die Kultur.«

Aber ist eine schrittweise ­Eröffnung möglich, wo doch die Technik aller Häuser über die Oper gesteuert wird? »Welches Szenario zum Tragen kommt, kann voraussichtlich erst im Frühjahr 2024 entschieden werden«, so Christopher Braun von der Bühnensanierung. »Je nach ­Verlauf auf der Baustelle.«