Trägt das Nichtsagbare vor: Daniela Danz

Die Natur umdichten

Die Poetica beschreibt die gefährdete Vielfalt der Natur

Der Eingriff des Menschen in die Natur beginnt bereits mit der Karto­grafierung — der Festschreibung ihrer Geschichte nach mensch­lichem Ermessen. Die Schriftstellerin und Dichterin Daniela Danz widmet sich in ihrem Werk daher gerade dem Unermesslichen, jenen weißen Flecken auf der Karte, die Raum für eine Neuschreibung der Natur ermöglichen. »Dekartographieren will ich diese Methode nennen«, schreibt sie in ihrem Essayband »Nichts ersetzt den Blick ins Gelände«. Dieses Verfahren, erklärt sie, sei der Versuch, die Sprache an die Grenzen des Nichtsagbaren zu bringen. Für ihr literarisches Engagement wurde Danz zuletzt mit dem Thüringer Literaturpreis ausgezeichnet, im Januar wird sie die neunte Ausgabe der Poetica kuratieren.

Unter dem Thema »Nach der Natur — Imaginations of Nature Poetry« lädt das Kölner Festival für Weltliteratur auch in diesem Jahr internationale Autor:innen ein, um bei Veranstaltungen den Spuren nachzugehen, die wir Menschen in der Natur hinterlassen. Ob Klimawandel, Umwelt­katastrophen oder Artensterben — welche Form des Nature Writings wird einer bedrohten Natur gerecht? Nur die einer radikalen Umschreibung, findet der karibische Dichter Kendel Hippolytes: »re-write / this island« fordert er und will mit seiner Poesie auf die gefährdete Zukunft seiner Heimat auf­merk­sam machen. Den existenziellen Folgen des Klimawandelns für Land­wirt­schaft und Bevölkerung geht auch der iranische Lyriker Ali Abdollahi in seinen Gedichten nach, während die japanische Autorin Takako Arai die nukleare Katastrophe Fukushimas als Ausgangspunkt ihres Schreibens über die Natur nimmt.

Die Poetica will, wie es im Ankündigungstext heißt, die globale Vielfalt gegenwärtiger Naturdichtungen abbilden — eine Diversität, die der Natur selbst immer mehr abhandenzukommen scheint. Der schwindenden Arten­vielfalt und den Leerstellen, die sie in unserer Sprache hinterlässt, widmet sich daher der britische Autor ­Robert Macfarlane. Für die vom Menschen beeinflusste und bedrohte Natur findet die Schriftstellerin Esther Kinsky wiederum nur noch die Metapher des »gestörten Geländes«.

»Wo aber keine Sprache mehr ist, gibt es auch keine Vermittlung mehr zwischen mir und der Welt«, folgert Daniela Danz in ihrem Essayband. Im Rahmen der Poetica gilt es daher, alternativen Formen des Schreibens über die Natur nachzugehen.

stadtrevue präsentiert:

Poetica

Mo 22.– Fr 26.1., diverse Orte,
Sa 27.1., Schauspiel, 20 Uhr

poetica.uni-koeln.de