Bronzeglänzendes Narrenschiff: Karl-Berbuer-Brunnen

Heidewitzka, Herr Kapitän

Karl-Berbuer-Brunnen am Karl-Berbuer-Platz

Bisweilen eilt dem wohl fröhlichs­ten Brunnen Kölns sein eigentümlicher Klang voraus: Ein metallisches Scheppern, ein hohles Klackern und das gequälte Quietschen steifer Gelenke. Er ist dem Krätzchens- und Karnevalssänger Karl Berbuer (1900–1977) gewidmet — einem der ersten großen Stars der Kölner Liedkultur.

Nach dem zweiten Weltkrieg erlangte er weitreichende Popularität durch Kompositionen wie »Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien«, das 1948 erschien und satirisch auf die Aufteilung Westdeutschlands in drei Zonen durch die Besatzungsmächte anspielt. In der jungen Bundesrepublik erklang der Schlager bei internationalen Sportveranstaltungen als Ersatz-Hymne, genauso wie ein weiterer Hit Berbuers: Mit »Heidewitzka, Herr Kapitän« wurde Bundeskanzler Konrad Adenauer bei einem Besuch in Chicago 1950 noch begrüßt.  

Das »Müllemer Böötche« aus diesem Lied diente dem Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg als Inspiration für das 1987 aufgestellte Denkmal in Gestalt eines Narrenschiffs, dessen witzige Anmutung dem Geist des Liedguts von Berbuer entsprechen sollte. Das Werk des 1933 geborenen Stirnberg, der ab 1962 an der Düsseldorfer Kunstakademie Bildhauerei unter anderem bei Joseph Beuys studierte, zeichnet sich durch Skulpturengruppen mit beweglichen Elementen aus. So fordert die Kölner Bronzeskulptur ebenfalls zur aktiven Betätigung auf: Die Gliedmaßen der Figuren sollen gedreht,  geschoben und gezogen werden. Es soll ruhig ordentlich klappern und rasseln.

Der Brunnen versammelt die bekanntesten Figuren aus den mehr als 120 Liedern Berbuers. Dieser selbst überragt als Kapitän in Karnevalsuniform mit Kommi­teemütze und Orden eine bunte Truppe aus Kölner Originalen — darunter bekannte Straßenmusiker aus dem 19. Jahrhundert, die an die Vorgängerschaft von etwa »Orgels Palm« und »Fleuten Arnöldche« erinnern soll. Zwei Lappenclowns musizieren an Pauke und Becken, während ein Funke mit Mariechen tanzt. Am Bug steht die Mutter Colonia, zu deren Füßen zwei Heinzelmännchen abwärts purzeln. In den Wannenrand, der das Schiff umgibt, sind Notenschrift und Titel der Lieder Berbuers eingraviert.

Im Juni diesen Jahres wurde der Brunnen entkalkt und generalüberholt, seit dem 24. Oktober funkelt er im hellen Glanz polierter Bronze und lässt sich wieder bestaunen — und leichtgängig bedienen.