Ob Horror oder Thriller: Hauptsache Selbstgedrehte!

»Nicht lachen! Kamera läuft!«

In Volkhoven produzieren Jugendliche Filme. Das Projekt steht Interessierten aus ganz Köln offen

Ein Grabstein war der Grundstein für die Jugendfilmakademie, die  in den Räumen des Jugendzentrums »Die Villa« in Volkhoven/Weiler  ansässig ist. Die Offene Bildungseinrichtung des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) feierte vor zwei Jahren Halloween: »Wir haben uns geschminkt und verkleidet, ein Grab gebuddelt und Grabsteine gebastelt«, erzählt Sozialarbeiter Gregor Mink. »Dann haben wir schaurige Fotos gemacht, und daraus entsprang die Idee, einen Film zu drehen — einen Horrorfilm!« Equipment aus privaten Beständen wurde gesammelt. Interessierte kamen wöchentlich zusammen, schrieben gemeinsam das Drehbuch und drehten in den Herbstferien schließlich »Trust«, einen Horrorkurzfilm, der auf suspense setzt und auf Splatter verzichtet. »Natürlich wollten die meisten vor der Kamera stehen. So viele Rollen gab es nicht, entsprechend flossen beim Casting auch Tränen«, so Sozialarbeiter Mink. »Doch wir konnten mit der Zeit vermitteln, dass es auch hinter den Kulissen spannende Jobs gibt.«

Für den 14-jährigen Konstantin Achten sind das ohnehin die attraktiveren Arbeiten. Beim Pandemie-Thriller »Zenit« assistiert er jetzt auch beim Schnitt: »Wir haben den Aufbau des Films zusammen besprochen, ich konnte eigene Ideen einbringen«, sagt er. Hinter der Kamera hat man mehr Einfluss auf die Gestaltung, das gefällt mir.« Sein ein Jahr älterer Mitstreiter Daniel Emumwen sagt: »Ich bin Schlagzeuger und mache mit unserer Band die Musik zum Film, Regieassistent war ich auch schon, und bei »Zenit« bin ich einer der Hauptdarsteller.« Wobei er zugeben muss: »Ich habe das Schauspielen unterschätzt — wie viel Geduld und Disziplin man dafür braucht.« Und da wäre noch das Thema Continuity: »Ich durfte während der Dreharbeiten nicht zum Frisör gehen!« Auf solche Details achtet die 14-jährige Leonie Dogan: »Ich war am Drehbuch beteiligt und habe ein Storyboard geschrieben«. So weiß sie, wie die Einstellungen am Ende auszusehen haben — bis hin zu den Frisuren. Martín Schallert González ist mit zehn Jahren einer der Jüngsten der »Villaversum Pictures Produktion«, wie die Jugendfilmakademie im Abspann heißt. Über seine Rolle in »Zenit« sagt er: »Ich war sehr aufgeregt, es ist mein erster fiktionaler Film. Was mir manchmal ein bisschen schwerfiel: Man darf nicht lachen, wenn die Kamera läuft.«

Ich durfte während der Dreharbeiten nicht zum Frisör gehenDaniel Emumwen

Sozialarbeiter Gregor Mink würde sich freuen, wenn auch »Zenit« auf die Leinwand käme. »Wir hatten das große Glück, dass wir »Trust« im Kölner Filmhaus zeigen durften. Der Saal war voll, der Film kam super an, es konnten Fragen gestellt werden. Für ein abendfüllendes Programm haben wir zusätzlich auch das Making-of gezeigt.« Filmbildung sei ein Auftrag des Filmhauses, deshalb hofft Mink, hier für künftige Produktionen Partner gefunden zu haben. Er betont, dass die Filmakademie in der Villa nicht nur Kindern und Jugendlichen aus dem Kölner Norden offenstehe: »Alle filminteressierten Jugendlichen in der Stadt sind willkommen. Jeden Montagnachmittag treffen wir uns, sprechen über Filme, sammeln Ideen.«

Damit das so bleibe, sei es wichtig, dass das erworbene Kamera-Equipment, das aus den Mitteln des »Zukunftspaket« des Bundes angeschafft werden konnte, nicht zurückgefordert werde. Denn ohne Kamera gebe es keine Zukunft für die Jugendfilmakademie. »Wenn man sieht, was hier alles auf die Beine gestellt wurde, wird das sicherlich nicht passieren«, sagt Mink und zeigt sich zuversichtlich.

Vieles werde in Eigenarbeit geleistet. So wurde ein Dolly gebaut, der beeindruckende Kamerafahrten ermögliche. Das verändere auch die Sehgewohnheiten, sagt Mink. »Seit wir hier selbst Filme machen, sehe ich Filme ganz anders«, sagt Daniel Emumwen und spricht damit einen interessanten Nebeneffekt der Jugendfilmakademie an. Konstantin Achten ergänzt: »Ich nehme Kamerabewegungen jetzt ganz anders wahr, sehe die Arbeit, die darin steckt.« Die ganze Technik fasziniere ihn, und so denke er manchmal schon an seine Berufswahl: »Film — das könnte schon was für mich sein!

Offene Tür »Die Villa« des Sozialdiensts  Katholischer Männer (SKM), 50765 Köln, Volkhovener Weg 218, Kontakt: dievilla@skm-koeln.de ,Tel: 170 09 64